Bau
der Eisenbahn und des Schlosses
Baitzen hatte
sich im 19. Jahrhundert beträchtlich vergrößert.
Zählte man 1785 nur 349 Einwohner, so waren es 1893 fast
doppelt soviel, nämlich 654 Einwohner. Der Grund dieses
Anwachsens der Bevölkerung dürfte im wesentlichen in
zwei großen Bauvorhaben in unmittelbarer Nachbarschaft
von Baitzen und damit verbundenen besseren
wirtschaftlichen Bedingungen zu suchen sein. Zum einen
war es der Bau des Kamenzer Schlosses zwischen 1838 und
1873, einschließlich weiterer Baumaßnahmen seitens der
neuen Herrschaft Kamenz, und zum anderen die Entstehung
des neuen Eisenbahnknotenpunktes Kamenz.
In früheren
Jahren war so mancher junge Mensch gezwungen, seine
Heimat zu verlassen, um anderswo seinen Lebensunterhalt
zu verdienen. Jetzt gab es Arbeit und Brot in nächster
Nähe. Die Zeiten werden sich ins Gegenteil verkehrt
haben – jetzt wird es Menschen aus anderen Gegenden
nach Baitzen gezogen haben.
1873 wurde die Bahnstrecke Münsterberg (von Breslau kommend) nach Wartha dem Verkehr übergeben, 1874 die Strecke Frankenstein-Patschkau/Neiße. Der Schnittpunkt beider Bahnlinien lag auf der Gemarkung Gallenau zu Baitzen hin. In den folgenden Jahren wurde der Bahnhof laufend vergrößert und ein neuer Ortsteil entstand. Für die Baitzner Handwerker, besonders Maurer und Zimmerleute, wird die Arbeit nicht abgerissen sein.
Durch die Erweiterung des Bahnhofs und der Ausdehnung des Eisenbahnverkehrs finden die ersten Baitzner ihre Anstellung direkt bei der Bahn. Anderen Eisenbahnern gefiel Baitzen und sie ließen sich hier nieder. So kam es, dass bis in unsere Zeit hinein eine ganze Anzahl Baitzner bei der Bahn beschäftigt waren. Aber auch das übrige Handwerk, Fleischer, Bäcker, Tischler u. a. werden von diesem Aufschwung protifiert haben.
Es mag für unsere Baitzner in jenen Jahrzehnten eine interessante Zeit gewesen sein. Mit Staunen wird man den Bau des Schlosses und der ausgedehnten Parkanlagen verfolgt haben. Und dann erst beim Bau der Eisenbahn: Da wird man sich zunächst vom Hörensagen erste Vorstellungen gemacht haben, dann werden die Baitzner fast täglich den Bau der Strecke Kamenz-Patschkau verfolgt haben, verlief doch die Streckenführung teilweise durch die Gemarkung Baitzen. Na und dann erst die ersten Eisenbahnzüge – Einzug der großen Technik! Das einzige was in technischer Richtung bisher in Baitzen vorhanden war, werden die - zu jener Zeit recht einfachen – Einrichtungen der Mühle und des Sägewerks gewesen sein.
Die erste Fahrt mit der Eisenbahn, welch ein Abenteuer muss das gewesen sein – die ersten Benutzer: Helden oder Sünder, je nach Betrachtungsweise.
Eines Tages im Jahre 1890 werden besonders viele Baitzner nach dem Bahnhof gepilgert sein, um die Ankunft des kaiserlichen Salonwagenzuges zu beobachten, als sich Durchlaucht die Ehre gab, Schloss Kamenz und seinem Prinzen einen Besuch abzustatten. Achtspännig wurde dort vorgefahren und Tage zuvor mussten die Bauern das Hurraschreien üben, damit sich die Pferde daran gewöhnten und nicht scheuten.
Der Bahnhof dehnte sich weiter aus, bei einer Länge von 2 Kilometern hatte er schließlich 8 Gleise für den Personenverkehr und mehr als 30 Gleise für den Güterverkehr.
1873 wurde die Bahnstrecke Münsterberg (von Breslau kommend) nach Wartha dem Verkehr übergeben, 1874 die Strecke Frankenstein-Patschkau/Neiße. Der Schnittpunkt beider Bahnlinien lag auf der Gemarkung Gallenau zu Baitzen hin. In den folgenden Jahren wurde der Bahnhof laufend vergrößert und ein neuer Ortsteil entstand. Für die Baitzner Handwerker, besonders Maurer und Zimmerleute, wird die Arbeit nicht abgerissen sein.
Durch die Erweiterung des Bahnhofs und der Ausdehnung des Eisenbahnverkehrs finden die ersten Baitzner ihre Anstellung direkt bei der Bahn. Anderen Eisenbahnern gefiel Baitzen und sie ließen sich hier nieder. So kam es, dass bis in unsere Zeit hinein eine ganze Anzahl Baitzner bei der Bahn beschäftigt waren. Aber auch das übrige Handwerk, Fleischer, Bäcker, Tischler u. a. werden von diesem Aufschwung protifiert haben.
Es mag für unsere Baitzner in jenen Jahrzehnten eine interessante Zeit gewesen sein. Mit Staunen wird man den Bau des Schlosses und der ausgedehnten Parkanlagen verfolgt haben. Und dann erst beim Bau der Eisenbahn: Da wird man sich zunächst vom Hörensagen erste Vorstellungen gemacht haben, dann werden die Baitzner fast täglich den Bau der Strecke Kamenz-Patschkau verfolgt haben, verlief doch die Streckenführung teilweise durch die Gemarkung Baitzen. Na und dann erst die ersten Eisenbahnzüge – Einzug der großen Technik! Das einzige was in technischer Richtung bisher in Baitzen vorhanden war, werden die - zu jener Zeit recht einfachen – Einrichtungen der Mühle und des Sägewerks gewesen sein.
Die erste Fahrt mit der Eisenbahn, welch ein Abenteuer muss das gewesen sein – die ersten Benutzer: Helden oder Sünder, je nach Betrachtungsweise.
Eines Tages im Jahre 1890 werden besonders viele Baitzner nach dem Bahnhof gepilgert sein, um die Ankunft des kaiserlichen Salonwagenzuges zu beobachten, als sich Durchlaucht die Ehre gab, Schloss Kamenz und seinem Prinzen einen Besuch abzustatten. Achtspännig wurde dort vorgefahren und Tage zuvor mussten die Bauern das Hurraschreien üben, damit sich die Pferde daran gewöhnten und nicht scheuten.
Der Bahnhof dehnte sich weiter aus, bei einer Länge von 2 Kilometern hatte er schließlich 8 Gleise für den Personenverkehr und mehr als 30 Gleise für den Güterverkehr.
Die
Kleinbahn Kamenz-Reichenstein
Dem
Besitzer der Reichensteiner Arsenikwerke,
Kommerzienrat Güttler, musste sehr an besseren
Verbindungen zum Bahnhof Kamenz gelegen sein. Aus
diesem Grunde beschloss er den Bau einer
Privatbahn von Reichenstein nach Kamenz. Die neue
Strecke sollte am Schromberg die Neiße
überqueren und entlang des Dorfes Baitzen in
einem Bogen zum Kamenzer Bahnhof nach Gallenau
führen.Auf einer Kataster-Zeichnung aus
dem Jahre 1893 ist ein gedachter Verlauf der
Strecke von der Neiße bis Klein-Baitzen
eingezeichnet und auf einer Zeichnung aus dem
Jahre 1901 sehen wir das Bahngelände nach
erfolgter Vermessung.
Foto links: Kleinbahnbrücke bei Baitzen 1979 (beim Hochwasser 1997 zerstört)
Foto links: Kleinbahnbrücke bei Baitzen 1979 (beim Hochwasser 1997 zerstört)
Der Bau
begann im Jahre 1898.Die Neißebrücke wurde im August
1900 fertiggestellt. Die Brücke war
zweigeschossig, oben fuhr die Kleinbahn und unten
befand sich ein massiver, gut gesicherter,
hölzerner Steg für Fußgänger und Handwagen.
Der Betriebsbeginn war dann am 3. November 1900. Die Kosten beliefen sich auf 2 Millionen Reichsmark.
Baitzen betreffend wäre noch zu sagen: Das Dorf bekam sein eigenes „Tor zur Welt“ – eine kleine Eisenbahnstation und ein Rangiergleis, welches aber fast ausschließlich von der Mühle genutzt wurde.
Der Betriebsbeginn war dann am 3. November 1900. Die Kosten beliefen sich auf 2 Millionen Reichsmark.
Baitzen betreffend wäre noch zu sagen: Das Dorf bekam sein eigenes „Tor zur Welt“ – eine kleine Eisenbahnstation und ein Rangiergleis, welches aber fast ausschließlich von der Mühle genutzt wurde.
Aus den
Kataster-Zeichnungen geht übrigens auch hervor,
dass mehrere Baitzner Besitzer Königlich
Preußische Nachbarn hatten, die Mühle und
einige Ländereien gehörten ja zur Kamenzer
Herrschaft. Nur konnte sich keiner etwas dafür
kaufen.
Dann,
irgendwann in diesen Jahren, muss auch den
Baitznern ein Licht aufgegangen sein – das
elektrische. Was mag das für ein Gefühl gewesen
sein, als die erste Glühbirne aufleuchtete. Die
alte Petroleumfunzel hatte ausgedient und die
Abende wurden auf einmal länger. Doch Strom
kostete auch Geld und am nächsten Morgen musste
in der Regel sehr früh aufgestanden werden.
Die
Wasserleitung
In Baitzen befanden sich mehrere Gemeindebrunnen und selbstverständlich auch eine Anzahl Privatbrunnen. In trockenen Jahren ließ die Qualität des Wassers nach und immer häufiger versiegten die Brunnen des Oberdorfes. Dann musste alles Wasser aus dem im Niederdorf befindlichen Gemeindebrunnen den Berg hinaufgetragen werden. Die Leidtragenden waren meistens die Frauen. Nach mühevoller Feld-, Haus- und Hofarbeit – andere konnten endlich Feierabend machen – mussten sich unsere lieben Großmütter noch einmal ins Geschirr legen und Eimer für Eimer heranschleppen. Das Vieh ist ja in den warmen Sommermonaten besonders durstig, und so manches Mal mag im Kuhstall der Stoßseufzer erklungen sein: „Die hört ja heute überhaupt nicht mehr auf zu saufen.“
Das leidige Wasserproblem kam auch im Gemeinderat zur Sprache. Ein Ratsmitglied, Paul Hauke, bot der Gemeinde die ihm gehörende Quelle im „Volkmererlicht“ zur kostenlosen Nutzung an. Damit war eine erste Voraussetzung zum Bau einer Wasserleitung gegeben und der Bau bald beschlossene Sache. Die Leitungen wurden verlegt und mittels Widder das Wasser in ein Reservoir auf dem Bleischwitz-Berg, auf dem Christophschen Grundstück, gepumpt. Die mündliche Überlieferung erzählt uns, dass Tränen der Freude und Erleichterung geflossen sind, als der Wasserhahn zum erstenmal betätigt wurde und das gute klare Quellwasser hervortrat. Das war 1906.
Die Ausweitung des Eisenbahnverkehrs brachte es mit sich, dass auch am Kamenzer Bahnhof das Betriebswasser knapp wurde. Um Abhilfe zu schaffen, baute man in Klein Baitzen in der Nähe der Haltestelle eine Pumpstation (Volke). Von hier wurde nun Mühlwassergraben zur Versorgung der Lokomotiven auf den Bahnhof Kamenz gepumpt.
In Baitzen befanden sich mehrere Gemeindebrunnen und selbstverständlich auch eine Anzahl Privatbrunnen. In trockenen Jahren ließ die Qualität des Wassers nach und immer häufiger versiegten die Brunnen des Oberdorfes. Dann musste alles Wasser aus dem im Niederdorf befindlichen Gemeindebrunnen den Berg hinaufgetragen werden. Die Leidtragenden waren meistens die Frauen. Nach mühevoller Feld-, Haus- und Hofarbeit – andere konnten endlich Feierabend machen – mussten sich unsere lieben Großmütter noch einmal ins Geschirr legen und Eimer für Eimer heranschleppen. Das Vieh ist ja in den warmen Sommermonaten besonders durstig, und so manches Mal mag im Kuhstall der Stoßseufzer erklungen sein: „Die hört ja heute überhaupt nicht mehr auf zu saufen.“
Das leidige Wasserproblem kam auch im Gemeinderat zur Sprache. Ein Ratsmitglied, Paul Hauke, bot der Gemeinde die ihm gehörende Quelle im „Volkmererlicht“ zur kostenlosen Nutzung an. Damit war eine erste Voraussetzung zum Bau einer Wasserleitung gegeben und der Bau bald beschlossene Sache. Die Leitungen wurden verlegt und mittels Widder das Wasser in ein Reservoir auf dem Bleischwitz-Berg, auf dem Christophschen Grundstück, gepumpt. Die mündliche Überlieferung erzählt uns, dass Tränen der Freude und Erleichterung geflossen sind, als der Wasserhahn zum erstenmal betätigt wurde und das gute klare Quellwasser hervortrat. Das war 1906.
Die Ausweitung des Eisenbahnverkehrs brachte es mit sich, dass auch am Kamenzer Bahnhof das Betriebswasser knapp wurde. Um Abhilfe zu schaffen, baute man in Klein Baitzen in der Nähe der Haltestelle eine Pumpstation (Volke). Von hier wurde nun Mühlwassergraben zur Versorgung der Lokomotiven auf den Bahnhof Kamenz gepumpt.