Am Anfang unserer Geschichte wurde bereits
gesagt, wie sich Mosaiksteinchen zu einem Bild formieren.
Für die Zeit um das Jahr 1541 hat uns der aus Grunau
stammende Breslauer Oberlehrer Leo Mücke eine ganze
Schubkarre voll von diesen Steinchen geliefert. In
bewundernswerter Weise hat er zusammengetragen, was uns
heute so überaus kostbar erscheinen muss. Seine Arbeit
soll auf den folgenden Seiten ungekürzt wiedergegeben
haben:
Baitzen
von Leo Mücke, Breslau
In Grunau waren zu meinem Glücke die Grundbuchnummern und die Hausnummern dieselben. In Baitzen aber beginnen die Grundbuchnummern draußen in Klein-Baitzen am Oberende des Dorfes, die Hausnummern aber in der Mitte mit der Erbscholtisei, und das alte Erbzinsbuch beginnt glückich mit dem Besitzer am Niederende des Dorfes. Und wenn man dann noch ortsfremd ist, wie ich, dann ist die Freude vollkommen.
Baitzen
von Leo Mücke, Breslau
In Grunau waren zu meinem Glücke die Grundbuchnummern und die Hausnummern dieselben. In Baitzen aber beginnen die Grundbuchnummern draußen in Klein-Baitzen am Oberende des Dorfes, die Hausnummern aber in der Mitte mit der Erbscholtisei, und das alte Erbzinsbuch beginnt glückich mit dem Besitzer am Niederende des Dorfes. Und wenn man dann noch ortsfremd ist, wie ich, dann ist die Freude vollkommen.
Hausnummern vor und nach 1541
Das alte Erbzinsbuch des Klosters, das im Jahre 1541 beginnt, sagt von Baitzen: „Das Dorf hott 24 Hufen weniger 3 Rutten und eine itzliche (=jegliche) Rutte gibt 2 Groschen.“ Und zwar 2 Groschen am Walburg im Februar und 2 Groschen an Michael im September. Das ist der Erbzins, die Grund- und Gebäudesteuer. Ich zähle jetzt die Besitzer des Jahres 1541 einzeln auf und vermerke bei jedem die damalige Besitzgröße in Ruten, dahinter die Besitzgröße vom Jahre 1743 auch in Ruten, 12 Ruten machen eine Hufe. Eine Hufe ist das Stück Land, das eine Bauernfamilie ernähren kann. Sie ist also je nach Güte des Bodens verschieden groß, hat man mir gesagt. Dann nenne ich noch bei jeder Besitzung die heutige Hausnummer und den gegenwärtigen Besitzer. Wenn da inzwischen ein neuer Besitzer eingezogen sein sollte, während ich noch den altbackenen nenne, so bitte ich das zu entschuldigen. Meine Verbindung mit Baitzen leidet an chronischem Kurzschluss. Meine Besitzernamen habe ich von der Liste, die Herr Erbscholtisei- und Erbkretschambesitzer Patelt an das Schränkchen angezweckt hat, in dem er seine ganz vorzüglichen Zigarren aufbewahrt.
Das alte Erbzinsbuch des Klosters, das im Jahre 1541 beginnt, sagt von Baitzen: „Das Dorf hott 24 Hufen weniger 3 Rutten und eine itzliche (=jegliche) Rutte gibt 2 Groschen.“ Und zwar 2 Groschen am Walburg im Februar und 2 Groschen an Michael im September. Das ist der Erbzins, die Grund- und Gebäudesteuer. Ich zähle jetzt die Besitzer des Jahres 1541 einzeln auf und vermerke bei jedem die damalige Besitzgröße in Ruten, dahinter die Besitzgröße vom Jahre 1743 auch in Ruten, 12 Ruten machen eine Hufe. Eine Hufe ist das Stück Land, das eine Bauernfamilie ernähren kann. Sie ist also je nach Güte des Bodens verschieden groß, hat man mir gesagt. Dann nenne ich noch bei jeder Besitzung die heutige Hausnummer und den gegenwärtigen Besitzer. Wenn da inzwischen ein neuer Besitzer eingezogen sein sollte, während ich noch den altbackenen nenne, so bitte ich das zu entschuldigen. Meine Verbindung mit Baitzen leidet an chronischem Kurzschluss. Meine Besitzernamen habe ich von der Liste, die Herr Erbscholtisei- und Erbkretschambesitzer Patelt an das Schränkchen angezweckt hat, in dem er seine ganz vorzüglichen Zigarren aufbewahrt.
1) Besitzer 1541: Barthel Berthold, Besitzgröße 1541 (1743):
16 (12) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Hausnr.n 27 u. 28: Schindler und
Christoph
2) Besitzer 1541: Martin Behme (Böhm), Besitzgröße 1541 (1743): 10 (10) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Hausnr. 30: Fuhrichsche Erben
3) Besitzer 1541: Nickel Werner, Besitzgröße 1541 (1743): 15 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dieses Wernergut wurde im Jahre 1612 mit dem Gute Nr. 22/22b vereinigt, ging im Dreißigjährigen Kriege ein und hieß dann das wüste Wernergut, während das andere, die Nr. 22, das Bewohngut hieß. Dieses, das Bewohngut, wird 1541 mit 10 Ruten angegeben. 1742 haben beide Güter zusammen 22 Ruten.
4) Besitzer 1541: Martin Gor (Guhr), Besitzgröße 1541 (1743): 16 (14) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 31: Welzelsche Erben
5) Besitzer 1541: Johann Breuer, Besitzgröße 1541 (1743): 10 (10) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 33: Hannig
6) Besitzer 1541: Mathes Bertold, Besitzgröße 1541 (1743): 16 (18) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 34: Kilian
7) Besitzer 1541: Johann Stanke, Besitzgröße 1541 (1743): 14 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Das Gut gehörte 1742 dem Scholzen und wir jetzt unter die 3 Hufen des Scholzen gerechnet. Jetzt Nr. 35: Kahler.
8) Besitzer 1541: Peter Gröschel, Besitzgröße 1541 (1743): 21 (20) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 36: Rasch
9) Besitzer 1541: Philipp Gor (Guhr), Besitzgröße 1541 (1743): 2 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 29: Drescher
10) Besitzer 1541: Thomas Rohricht oder Ruhr, Besitzgröße 1541 (1743): 2 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 76: Zickwert; ich habe mir einige Haare ausgerauft, bis ich die Ruhr- und die Guhr-Leute säuberlich geschieden hatte. Weder das R noch das G haben in der damaligen Schreibweise mit dem heutigen Buchstaben überzeugende Ähnlichkeit. Die kahlen Stellen meines Hauptes habe ich inzwischen wieder aufgeforstet. Es ist mir ein Rätsel geblieben, wie hier in der Dreißigerreihe der Hausnummern die 76 hineinplatzen konnte. Hausnummern gibt es übrigens damals und noch 200 Jahre nachher noch nicht. Das ist ja gerade die Hauptschwierigkeit bei diesen Arbeiten, die lückenlose Besitzerreihe von 1530 bis zum heutigen Besitzer sicherzustellen. Die Käufe folgen sich im Kaufbuche nicht nach der Örtlichkeit, sondern nach der Zeit. Zur Bezeichnung der Örtlichkeit dienen nur die Namen der Nachbarbesitzer, die natürlich auch dauernd wechseln. Oft genug fehlen auch die Nachbarn. Oder es wird nicht gesagt, welcher der obere und welcher der niedere Nachbar ist.
11) Besitzer 1541: Merten Schrom, Besitzgröße 1541 (1743): 19 (19) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 41: Gründelsche Erben
12) Besitzer 1541: Paul Bötsche, Besitzgröße 1541 (1743): 13 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 42: Bleischwitz
13) Besitzer 1541: Jakob Scholz, Besitzgröße 1541 (1743): 10 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 47: Bittner. Schon 1543 kaufte Paul Bötsche das Scholzgut zu. Die Güter bleiben vereinigt, bis sie im Dreißigjährigen Kriege eingehen. 1652 wird zunächst der Hofraum des Scholzgutes und seine nächste Umgebung wieder ausgegeben und zwar als Gartenstelle, genannt „der Kummergarten“ (1742 2 Ruten). Heute beträchtlich vergrößert. 1653 bekam auch der große Rest der beiden Güter, das Bötschegut und der meiste Acker des Scholzgutes vereinigt, wieder einen Wirt. 1742 24 Ruten. Heute Nr. 42: Bleischwitz.
14) Besitzer 1541: Johann Weidner, Besitzgröße 1541 (1743): 1 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 2: Rückert
15) Besitzer 1541: Johann Ratzke, Besitzgröße 1541 (1743): 13 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 4: Otte; 1671 strafweise in eine Gartenstelle verwandelt, Acker verkauft.
16) Besitzer 1541: Johann Drescher, Besitzgröße 1541 (1743): 8 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 11: Werner
17) Besitzer 1541: Mathes Pohl, Besitzgröße 1541 (1743): 16 Ruten; 1657 zerstückelt, 1742 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 18: Simmert
18) Besitzer 1541: Christoph Oertel, Besitzgröße 1541 (1743): 14 (12) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 19: Bürgermeister Kuschel
19) Besitzer 1541: Barthel Schneider, Besitzgröße 1541 (1743): 14 (12) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 21: Scholzsche Erben
20) Besitzer 1541: Fester (Silvester) John, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 22: Hanke, Bartsch; das ist oben erwähntes Bewohngut (siehe Nr. 3)
21) Besitzer 1541: Meister Nickel (Schneidermeister Nickel Andreas), Besitzgröße 1541 (1743): 1 (3) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 50: Gottschalk
22) Besitzer 1541: Georg Sigel, der Kretschmer, Besitzgröße 1541 (1743): 27 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dass sich niemand wundere, der Kretscham ist damals gerade ein selbstständiges Besitztum, gehörte dagegen vorher und nachher mit der Scholtisei zusammen. Dann wird noch ein Martin Tyler als Besitzer einer halben Hufe genannt. Es hat lange gedauert, bis ich das merkwürdige Zahlzeichen dort, das wie eine 8 aussieht, als den „gemeinen“ Bruch ½ erkannte. Diese Tylerbezeichnung ist die einzige, die ich in den heutigen nicht wiedererkennen konnte. Ich bin aber beruhigt: Im Zinsbuch steht zwar der Name Tyler. Zins hat der Mann aber nicht gezahlt. Die Birne war also offenbar damals schon madig und wird sich bald in Wohlgefallen aufgelöst haben. Endlich besaß die Kirche noch eine Rute. Nun gibt es aber in Baitzen noch eine Reihe Besitzer, die nicht wie die bisherigen zweimal im Jahre Erbzins entrichteten, sondern nur an Michael.
23) Besitzer 1541: der Scholze, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dass er Thomas Schwarzer hieß, musste ich mir anderwärts suchen. Er gab 2 Mark 12 Groschen. Damals hatte die Mark, die sogenannte kleine Mark, 32 Groschen. Es folgt jetzt eine Reihe von Besitzern, die alle 8 Groschen zahlen:
24) Besitzer 1541: der Schreiber, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Jeder wusste damals, dass der Mann Martin Frosch hieß. Dass sich im Jahre 1938 ein Breslauer Lehrer für den Namen begeistern würde, konnte man 1541 nicht gut voraussehen. Man sagte und schrieb getrost: der Scholze, der Schreiber, der Meister Nickel und überließ es meiner Nase, den Namen herauszuschnuppern. Und mein Riechorgan hat das glorreiche 20. Jahrhundert dann auch nicht blamiert. Spiegelberg, ich kenne dir! Die Stelle des Schreibers hat 1742 2 Ruten. Nr. 37: August Schindler
25) Besitzer 1541: Lorenz Hoffmann, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 38: Teichgräber
26) Besitzer 1541: Georg Rutschel, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 47b: Bittner
27) Besitzer 1541: Jakob Fuhrich, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 5: Berger
28) Besitzer 1541: Valtin Frosch, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 6: Berger. Seit 1721 im Familienbesitz. Der Ehrenschild könnte also beantragt werden.
29) Besitzer 1541: Jung Behnisch (im Kaufbuche Hans), Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 7: Klinke
30) Besitzer 1541: Johann John, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 9: Paul Pflug
31) Besitzer 1541: Gregor Witwer , Haus-Nr. und Besitzer 1937: besaß 2 Gartenstellen. Hier zunächst die heutige Nr. 12: Häusler, 1742 2 Ruten. Die Nr. 12 ist seit 1635 im Besitz der Familie Häusler. Auch hier fehlt noch der Ehrenschild.
32) Haus-Nr. und Besitzer 1937: Für seinen 2. Garten bezahlt unser Gregor Witwer nicht 8, sondern 10 Groschen. 1712 hat dieser denn auch nicht 2, sondern 3 Ruten. Es ist die heutige Nr. 29: Haunschild
33) Besitzer 1541: Johann Teich, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: 21 Groschen Erbzins. Nr. 49: Prinz Friedrich Heinrich
2) Besitzer 1541: Martin Behme (Böhm), Besitzgröße 1541 (1743): 10 (10) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Hausnr. 30: Fuhrichsche Erben
3) Besitzer 1541: Nickel Werner, Besitzgröße 1541 (1743): 15 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dieses Wernergut wurde im Jahre 1612 mit dem Gute Nr. 22/22b vereinigt, ging im Dreißigjährigen Kriege ein und hieß dann das wüste Wernergut, während das andere, die Nr. 22, das Bewohngut hieß. Dieses, das Bewohngut, wird 1541 mit 10 Ruten angegeben. 1742 haben beide Güter zusammen 22 Ruten.
4) Besitzer 1541: Martin Gor (Guhr), Besitzgröße 1541 (1743): 16 (14) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 31: Welzelsche Erben
5) Besitzer 1541: Johann Breuer, Besitzgröße 1541 (1743): 10 (10) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 33: Hannig
6) Besitzer 1541: Mathes Bertold, Besitzgröße 1541 (1743): 16 (18) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 34: Kilian
7) Besitzer 1541: Johann Stanke, Besitzgröße 1541 (1743): 14 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Das Gut gehörte 1742 dem Scholzen und wir jetzt unter die 3 Hufen des Scholzen gerechnet. Jetzt Nr. 35: Kahler.
8) Besitzer 1541: Peter Gröschel, Besitzgröße 1541 (1743): 21 (20) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 36: Rasch
9) Besitzer 1541: Philipp Gor (Guhr), Besitzgröße 1541 (1743): 2 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 29: Drescher
10) Besitzer 1541: Thomas Rohricht oder Ruhr, Besitzgröße 1541 (1743): 2 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 76: Zickwert; ich habe mir einige Haare ausgerauft, bis ich die Ruhr- und die Guhr-Leute säuberlich geschieden hatte. Weder das R noch das G haben in der damaligen Schreibweise mit dem heutigen Buchstaben überzeugende Ähnlichkeit. Die kahlen Stellen meines Hauptes habe ich inzwischen wieder aufgeforstet. Es ist mir ein Rätsel geblieben, wie hier in der Dreißigerreihe der Hausnummern die 76 hineinplatzen konnte. Hausnummern gibt es übrigens damals und noch 200 Jahre nachher noch nicht. Das ist ja gerade die Hauptschwierigkeit bei diesen Arbeiten, die lückenlose Besitzerreihe von 1530 bis zum heutigen Besitzer sicherzustellen. Die Käufe folgen sich im Kaufbuche nicht nach der Örtlichkeit, sondern nach der Zeit. Zur Bezeichnung der Örtlichkeit dienen nur die Namen der Nachbarbesitzer, die natürlich auch dauernd wechseln. Oft genug fehlen auch die Nachbarn. Oder es wird nicht gesagt, welcher der obere und welcher der niedere Nachbar ist.
11) Besitzer 1541: Merten Schrom, Besitzgröße 1541 (1743): 19 (19) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 41: Gründelsche Erben
12) Besitzer 1541: Paul Bötsche, Besitzgröße 1541 (1743): 13 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 42: Bleischwitz
13) Besitzer 1541: Jakob Scholz, Besitzgröße 1541 (1743): 10 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 47: Bittner. Schon 1543 kaufte Paul Bötsche das Scholzgut zu. Die Güter bleiben vereinigt, bis sie im Dreißigjährigen Kriege eingehen. 1652 wird zunächst der Hofraum des Scholzgutes und seine nächste Umgebung wieder ausgegeben und zwar als Gartenstelle, genannt „der Kummergarten“ (1742 2 Ruten). Heute beträchtlich vergrößert. 1653 bekam auch der große Rest der beiden Güter, das Bötschegut und der meiste Acker des Scholzgutes vereinigt, wieder einen Wirt. 1742 24 Ruten. Heute Nr. 42: Bleischwitz.
14) Besitzer 1541: Johann Weidner, Besitzgröße 1541 (1743): 1 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 2: Rückert
15) Besitzer 1541: Johann Ratzke, Besitzgröße 1541 (1743): 13 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 4: Otte; 1671 strafweise in eine Gartenstelle verwandelt, Acker verkauft.
16) Besitzer 1541: Johann Drescher, Besitzgröße 1541 (1743): 8 (2) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 11: Werner
17) Besitzer 1541: Mathes Pohl, Besitzgröße 1541 (1743): 16 Ruten; 1657 zerstückelt, 1742 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 18: Simmert
18) Besitzer 1541: Christoph Oertel, Besitzgröße 1541 (1743): 14 (12) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 19: Bürgermeister Kuschel
19) Besitzer 1541: Barthel Schneider, Besitzgröße 1541 (1743): 14 (12) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 21: Scholzsche Erben
20) Besitzer 1541: Fester (Silvester) John, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 22: Hanke, Bartsch; das ist oben erwähntes Bewohngut (siehe Nr. 3)
21) Besitzer 1541: Meister Nickel (Schneidermeister Nickel Andreas), Besitzgröße 1541 (1743): 1 (3) Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 50: Gottschalk
22) Besitzer 1541: Georg Sigel, der Kretschmer, Besitzgröße 1541 (1743): 27 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dass sich niemand wundere, der Kretscham ist damals gerade ein selbstständiges Besitztum, gehörte dagegen vorher und nachher mit der Scholtisei zusammen. Dann wird noch ein Martin Tyler als Besitzer einer halben Hufe genannt. Es hat lange gedauert, bis ich das merkwürdige Zahlzeichen dort, das wie eine 8 aussieht, als den „gemeinen“ Bruch ½ erkannte. Diese Tylerbezeichnung ist die einzige, die ich in den heutigen nicht wiedererkennen konnte. Ich bin aber beruhigt: Im Zinsbuch steht zwar der Name Tyler. Zins hat der Mann aber nicht gezahlt. Die Birne war also offenbar damals schon madig und wird sich bald in Wohlgefallen aufgelöst haben. Endlich besaß die Kirche noch eine Rute. Nun gibt es aber in Baitzen noch eine Reihe Besitzer, die nicht wie die bisherigen zweimal im Jahre Erbzins entrichteten, sondern nur an Michael.
23) Besitzer 1541: der Scholze, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Dass er Thomas Schwarzer hieß, musste ich mir anderwärts suchen. Er gab 2 Mark 12 Groschen. Damals hatte die Mark, die sogenannte kleine Mark, 32 Groschen. Es folgt jetzt eine Reihe von Besitzern, die alle 8 Groschen zahlen:
24) Besitzer 1541: der Schreiber, Besitzgröße 1541 (1743): , Haus-Nr. und Besitzer 1937: Jeder wusste damals, dass der Mann Martin Frosch hieß. Dass sich im Jahre 1938 ein Breslauer Lehrer für den Namen begeistern würde, konnte man 1541 nicht gut voraussehen. Man sagte und schrieb getrost: der Scholze, der Schreiber, der Meister Nickel und überließ es meiner Nase, den Namen herauszuschnuppern. Und mein Riechorgan hat das glorreiche 20. Jahrhundert dann auch nicht blamiert. Spiegelberg, ich kenne dir! Die Stelle des Schreibers hat 1742 2 Ruten. Nr. 37: August Schindler
25) Besitzer 1541: Lorenz Hoffmann, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 38: Teichgräber
26) Besitzer 1541: Georg Rutschel, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 47b: Bittner
27) Besitzer 1541: Jakob Fuhrich, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 5: Berger
28) Besitzer 1541: Valtin Frosch, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 6: Berger. Seit 1721 im Familienbesitz. Der Ehrenschild könnte also beantragt werden.
29) Besitzer 1541: Jung Behnisch (im Kaufbuche Hans), Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 7: Klinke
30) Besitzer 1541: Johann John, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: Nr. 9: Paul Pflug
31) Besitzer 1541: Gregor Witwer , Haus-Nr. und Besitzer 1937: besaß 2 Gartenstellen. Hier zunächst die heutige Nr. 12: Häusler, 1742 2 Ruten. Die Nr. 12 ist seit 1635 im Besitz der Familie Häusler. Auch hier fehlt noch der Ehrenschild.
32) Haus-Nr. und Besitzer 1937: Für seinen 2. Garten bezahlt unser Gregor Witwer nicht 8, sondern 10 Groschen. 1712 hat dieser denn auch nicht 2, sondern 3 Ruten. Es ist die heutige Nr. 29: Haunschild
33) Besitzer 1541: Johann Teich, Besitzgröße 1541 (1743): 1742: 2 Ruten, Haus-Nr. und Besitzer 1937: 21 Groschen Erbzins. Nr. 49: Prinz Friedrich Heinrich
Warum zahlen diese Leute nur
einmal im Jahr Erbzins? Zunächst ist soviel sicher: Die
Leute mit den 8 Groschen Erbzins bilden eine Besitzklasse
für sich. Sie sind keine Häusler. Denn diese werden
erst um 1560 erfunden. Und zahlen nuppergleiche 6, nicht
8 Groschen Erbzins. Bauern sind sie auch nicht, denn die
zahlen mehr. Die Besitzungen liegen alle auf dem Berge,
also in dem alten, aus der Slawenzeit stammenden Teile
von Baitzen, der im Kriege die Erbscholtisei umgibt. Man
könnte also an alte Dreschgärtnerstellen denken. Ganz
offensichtlich wurden die deutschen Bauern neben den
alten slawischen Rundling, den Bergabhang hinab,
angesiedelt. Sie zahlen alle zweimal Zins. Die beiden
Gärtnerstellen 29 und 76, die ebenfalls zweimal zinsen,
müssten dann neuere, erst in der deutschen Zeit
entstandene Stellen sein. Wer eine bessere Erklärung
weiß, soll sie sagen. Vielleicht streiten wir uns auch
nur um des Kaisers Bart. Wenn die 8-Groschen-Stellen
einmal im Jahr 8 Groschen für die 2 Ruten zahlen, so ist
das dasselbe, als wenn eine zweimal zinsende
2-Ruten-Stelle jedesmal 4 Groschen zahlt, wie die Stellen
39 und 76.
Zum Vergleich: Grunau hatte 1541 4 Bauern und 15 Gärtner. Das alte Grunau lag in der Mitte des heutigen, am Rande der Überschwemmungsebene der Neiße. Als ich am 2. September dieses Jahres (1938) vom Dache meines langjährigen Quartiergebers Herrn Reibeholz in Kamenz auf dem Hochwassersee rund um uns blickte, da konnte ich voll Neid sehen, dass meine lieben Grunauer nicht im Wasser saßen, d. h. die Grunauer, die eben den alten Teil des Dorfes bewohnen. Die sog. Wieltsch, der Viebig, ist ja erst nach 1700 entstanden und saß böse im Wasser. Ich konnte erst am Nachmittag das Haus verlassen und musste auch da noch bis über die Knie durch den ganzen Ort im Wasser waten, um zu meinem Arbeitsplatz im Standesamt zu kommen. Mit Verwunderung konnte ich feststellen, dass der von den alten Mönchen zum Kirch- und Klosterbau ausgesuchte Platz wie eine Insel in den Fluten lag.
Ich berechne für jede Besitzung die durchschnittliche „Regierungszeit“, die auf die einzelnen Besitzer entfällt. Den meisten Besitzerwechsel hat in Baitzen die Nummer 76 gehabt mit nur 14 „Regierungsjahren“ je Besitzer und die 10 mit 14,5 Jahren. In Grunau die Nr. 4 mit nur 9 Jahren.
Am wenigsten Besitzerwechsel hatte in Baitzen die Nr. 12 (Häusler) mit 31 Jahren je Besitzer, und die Schmiede (Neugebauer – Hirschberg) mit 31,5 Jahren. In Grunau die Nummer 45 (Schönwälder) mit 31 Jahren. Es weiß also jeder, welche Besitzungen erstrebenswert sind, wenn sie mal zum Verkaufe stehen. Die Durchschnittszahl für das ganze Dorf liegt für Baitzen bei 20,6 Jahren, genau wie für Grunau.
Aus Baitzens späterer Geschichte habe ich mit besonderer Aufmerksamkeit die Jahre des Dreißigjährigen Krieges verfolgt. Die entsprechenden Grunauer Kenntnisse lassen sich kurz so sagen: Die ersten 15 Jahre des Krieges waren wohl nicht so schlimm, wie man gemeinhin annimmt. Erst die Pest im Jahre 1633/34 brachte das große Elend. Von 56 Besitzungen, die in den Krieg eintreten, veröden und verfallen 25 vollständig. Schuld daran sind anscheinend weniger die Soldaten, als das große Sterben zur Pestzeit, das die Bewirtschaftung der Besitzungen unmöglich machte und die betroffenen Besitzungen einem langsamen Verfalle aussetzte. Die eingegangenen Besitzungen liegen vorwiegend im Vorderdorfe in Klosternähe. Das Hinterdorf kam bedeutend besser weg. Es gab dort eine Reihe Familien, die nachweisbar durchhielten.
Unser Baitzen dürfte beträchtlich schlechter abgeschnitten haben. Nur von der 50 (Erbhof Gottschalk) kann ich bestimmt behaupten, dass der Krieg glimpflich umging. 1600 kostete die Besitzung 250 Taler. 1636, also nach 18 Jahren Krieg und nach der Pest, kostete sie immer noch 108 Taler und dazu beim Verkaufe vom Vater auf den Sohn. 1651, also erst 3 Jahre nach Kriegsende, brachte sie schon wieder 400 Taler. Das beweist. Selbst wenn in dieser Zeit eine Besitzung wirklich schon wieder zum Leben erwacht war, so reichen die Preise nicht entfernt an diesen heran. 1652 bekam man in Baitzen zwei – allerdings wüste – Bauerngüter für 60 Taler.
Der Wert der Nummern 7 und 10 sank auf ein Drittel, der mit Nummer 2 auf ein Viertel. Bei diesen 3 Stellen ist es somit möglich, dass sie in Betrieb blieben. Die anderen Besitzungen sanken in ihrem Werte auf ein Zehntel und noch weiter darunter. Die Nummer 3 kostete 1607 66 Taler, 1949 noch ganze 4. Und auch diese geringe Summe wurde nicht auf einmal, sondern in 4 Raten zu je einem Taler beglichen. Die beiden erwähnten Güter, das Bewohngut (Nr. 22) und das wüste Wernergut, die 1652 für 60 Taler zu haben waren, hatten 1612 rund 2000 Taler gekostet. Hier in Baitzen ist anscheinend nicht in dem Maße wie in Grunau erst die Pest der Anfang der ganz schlimmen Zeit gewesen.
Zum Vergleich: Grunau hatte 1541 4 Bauern und 15 Gärtner. Das alte Grunau lag in der Mitte des heutigen, am Rande der Überschwemmungsebene der Neiße. Als ich am 2. September dieses Jahres (1938) vom Dache meines langjährigen Quartiergebers Herrn Reibeholz in Kamenz auf dem Hochwassersee rund um uns blickte, da konnte ich voll Neid sehen, dass meine lieben Grunauer nicht im Wasser saßen, d. h. die Grunauer, die eben den alten Teil des Dorfes bewohnen. Die sog. Wieltsch, der Viebig, ist ja erst nach 1700 entstanden und saß böse im Wasser. Ich konnte erst am Nachmittag das Haus verlassen und musste auch da noch bis über die Knie durch den ganzen Ort im Wasser waten, um zu meinem Arbeitsplatz im Standesamt zu kommen. Mit Verwunderung konnte ich feststellen, dass der von den alten Mönchen zum Kirch- und Klosterbau ausgesuchte Platz wie eine Insel in den Fluten lag.
Ich berechne für jede Besitzung die durchschnittliche „Regierungszeit“, die auf die einzelnen Besitzer entfällt. Den meisten Besitzerwechsel hat in Baitzen die Nummer 76 gehabt mit nur 14 „Regierungsjahren“ je Besitzer und die 10 mit 14,5 Jahren. In Grunau die Nr. 4 mit nur 9 Jahren.
Am wenigsten Besitzerwechsel hatte in Baitzen die Nr. 12 (Häusler) mit 31 Jahren je Besitzer, und die Schmiede (Neugebauer – Hirschberg) mit 31,5 Jahren. In Grunau die Nummer 45 (Schönwälder) mit 31 Jahren. Es weiß also jeder, welche Besitzungen erstrebenswert sind, wenn sie mal zum Verkaufe stehen. Die Durchschnittszahl für das ganze Dorf liegt für Baitzen bei 20,6 Jahren, genau wie für Grunau.
Aus Baitzens späterer Geschichte habe ich mit besonderer Aufmerksamkeit die Jahre des Dreißigjährigen Krieges verfolgt. Die entsprechenden Grunauer Kenntnisse lassen sich kurz so sagen: Die ersten 15 Jahre des Krieges waren wohl nicht so schlimm, wie man gemeinhin annimmt. Erst die Pest im Jahre 1633/34 brachte das große Elend. Von 56 Besitzungen, die in den Krieg eintreten, veröden und verfallen 25 vollständig. Schuld daran sind anscheinend weniger die Soldaten, als das große Sterben zur Pestzeit, das die Bewirtschaftung der Besitzungen unmöglich machte und die betroffenen Besitzungen einem langsamen Verfalle aussetzte. Die eingegangenen Besitzungen liegen vorwiegend im Vorderdorfe in Klosternähe. Das Hinterdorf kam bedeutend besser weg. Es gab dort eine Reihe Familien, die nachweisbar durchhielten.
Unser Baitzen dürfte beträchtlich schlechter abgeschnitten haben. Nur von der 50 (Erbhof Gottschalk) kann ich bestimmt behaupten, dass der Krieg glimpflich umging. 1600 kostete die Besitzung 250 Taler. 1636, also nach 18 Jahren Krieg und nach der Pest, kostete sie immer noch 108 Taler und dazu beim Verkaufe vom Vater auf den Sohn. 1651, also erst 3 Jahre nach Kriegsende, brachte sie schon wieder 400 Taler. Das beweist. Selbst wenn in dieser Zeit eine Besitzung wirklich schon wieder zum Leben erwacht war, so reichen die Preise nicht entfernt an diesen heran. 1652 bekam man in Baitzen zwei – allerdings wüste – Bauerngüter für 60 Taler.
Der Wert der Nummern 7 und 10 sank auf ein Drittel, der mit Nummer 2 auf ein Viertel. Bei diesen 3 Stellen ist es somit möglich, dass sie in Betrieb blieben. Die anderen Besitzungen sanken in ihrem Werte auf ein Zehntel und noch weiter darunter. Die Nummer 3 kostete 1607 66 Taler, 1949 noch ganze 4. Und auch diese geringe Summe wurde nicht auf einmal, sondern in 4 Raten zu je einem Taler beglichen. Die beiden erwähnten Güter, das Bewohngut (Nr. 22) und das wüste Wernergut, die 1652 für 60 Taler zu haben waren, hatten 1612 rund 2000 Taler gekostet. Hier in Baitzen ist anscheinend nicht in dem Maße wie in Grunau erst die Pest der Anfang der ganz schlimmen Zeit gewesen.
Ich will jetzt ein Einzelschicksal
aus jener Zeit vorführen: Die Nummer 4, ein Bauerngut
aus 13 Ruten, gehörte 1530 Hans Ratzke. Den Namen Ratzke
habe ich überall und zu allen Zeiten im Klosterland
gefunden. Auf Hans folgte 1538 der Sohn Urban Ratzke.
Diesem 1550 der Bruder Michael Ratzke. Das Kaufbuch
verwandelte den Namen Ratzke einmal in Raschdorf. 1583
wird Michaels Sohn Adam Bauer auf der 4. Wir sehen also
ein sesshaftes Geschlecht. Warum 1615 nicht einer von
Adamsl beiden Söhnen folgt, sondern der Eidam Kaube,
bleibt dunkel. Kaube kauft für 950 Taler und verkauft
1623 schon wieder für 775 Taler. Bis 1632 wird von
unserer Besitzung Erbzins entrichtet. 1633 kommt die
Pest. Es ist aus mit der 4. 1636 zieht auf der
benachbarten Gärtnerstelle 5 als Besitzer Herr Heinrich
Hirschenberger (Hirschberg) ein. Weil er Herr genannt
wird, war er kein Bauersmann. Ein Hirschenberger ist in
der Zeit von 1562 bis 1582 Amtmann des Klosters
(Generaldirektor). Das ist die Zeit, die sich in den
sonst sehr sorgfältig geschriebenen Kaufbüchern durch
seine hervorragende elende Handschrift auszeichnet. Unser
Herr Hirschenberger könnte ein Nachkomme dieses
Amtmannes sein. Die Amtmänner und das ganze Heer der
übrigen Klosterangestellten waren ja keine Mönche,
sondern Laien mit Kind und Kegel. Herr Hirschenberger
kauft den Garten, d. h. den Obst- und Grasgarten unseres
Bauerngutes 4 dazu. Dabei wird vermerkt: Wenn sich für
das ganze Gut 4, das wüste liegt, ein Käufer finden
sollte, so muss Hirschenberger den Garten zu dem selben
Preise von 24 Talern wieder hergeben. 1649 kauft
Hirschenberger selber das Gut 4, d. h. das, was von dem
Gute noch übrig war, nämlich außer dem Acker nur noch
eine Scheune. Die Kaufsumme von 50 Talern ist in 2
Jahresraten von 5 und in 4 Jahresraten von 10 Talern
abzuzahlen. Quittiert wird ihm nur über die erste
Zahlung von 5 Talern. Dann schweigt des Sängers
Höflichkeit. Es ist anzunehmen, dass er das Gut einfach
liegen ließ und davon ging. Das macht man damals so. Er
ist mir später als Organist in Glatz wieder begegnet.
Das Gut lag öde bis 15 Jahre nach Kriegsende. 1663 verkaufte das Dorfgericht das herrenlose Gut, „wozu sich zeithero weder Erben noch Gläuber anmaßen wollten“, für 60 Taler an Johann Lux. Zinsgetreide und Erbzins werden dem neuen Besitzer für 1663 ganz nachgelassen, für 1664 zur Hälfte. Für 1663 verzichtet auch die Kirche auf ihren Zehnten. Die Gemeinde läßt ihn sogar bis 1666 frei von der Schatzung, 1667 verschatzt er ein Drittel, 1668 zwei Drittel, erst 1669 voll.
Der Erbzins des Gutes betrug 26 Groschen an Walburg und 33 Groschen und 6 Heller an Michael. An Zinsgetreide sind zum Martinitage je 22 Scheffel Weizen und Korn und 2 ½ Scheffel Hafer abzuführen. 30 Jahre lang, also von den Pestjahren an, war nichts gezahlt und nichts gegeben worden. Das ergab eine Erbzinsschuld von 49 Talern und 21 Groschen und eine Getreideschuld von 60 Scheffeln Weizen (angerechnet zu je 1 Taler 24 groschen) = 100 Taler, 60 Scheffeln Korn (zu je 1 Taler 9 Groschen) = 75 Taler und 75 Scheffeln Hafer (zu je 22 Groschen 6 Heller) = 46 Taler 31 Groschen 6 Heller. Summa summarum: 271 Taler 16 Groschen 6 Heller. Das Kloster konnte auf Grund seiner Bücher diese Rechnung aufmachen. Es leitete daraus seinen Anspruch auf die 60 Taler Kaufgeld her, di edas Gut 1663 brachte. Wären Erben vorhanden gewesen, so hätten sie sich mit dem Kloster in die Summe geteilt. Die Teilung nahm allerdings der Abt vor.
In dem Kaufvertrage wird unsere Besitzung das wüste Gut des Balzer Ruhr genannt. Das ist der Besitzer, der 1623 gekauft hat. Hirschenberger wird also als Besitzer nicht ernst genommen. Seine „Herr“lichkeit muss also von kurzer Dauer gewesen sein. Keinesfalls hat er seinen Kaufpreis voll gezahlt.
Lux baute das Gut wieder auf. Als er 1671 für 260 Taler verkauft, bleiben bei dem Gute 2 Pferde mit Geschirren, Wagen, Spannkette, Pflug, Ruhrhaken, ein Paar „Eiden“ (Eggen), Kuh, abgewöhnt Kalb, ein dreijährig Zuchtschwein, Tisch, Ofentopf, Backtrog, Spreukorb, Siedelade mit Messer, Spannbett, Futterkasten, 3 Siebe, Misthaken und Mistgabel und ½ Schock Stroh.
So erhob sich das deutsche Bauerntum wieder aus den Trümmern des Krieges.
Unter dem neuen Besitzer Georg Andres ereilt unser Gut ein merkwürdiges und unrühmliches Ende: Georg Andres ist ein schlechter Wirt. Er hält das Steuerzahlen nicht für nötig und treibt „geringschätzigen“ Ackerbau. Da wird er von der Obrigkeit zur Strafe degradiert. Aus dem Gute wird eine Gartenstelle. 2 Stück Acker bleiben dabei. 4 andere werden verkauft. Darunter eins an meinen Urahn Nickel Anlauff. Er übernimmt dabei 5 Mark Schatzung an die Gemeinde. Die Schatzungssumme scheint ein Richtsatz gewesen zu sein, nach dem die jeweilige Gemeindesteuersumme, die nach den wechselnden Verhältnissen der Gemeinde verschieden hoch war, unter die Besitzer umgelegt wurde. Dem Kloster gegenüber übernimmt Anlauff 2 Groschen Erbzins an beiden Zinsterminen 1 Viertel Korn, 2 Viertel Hafer und drei Eier. Die verkauften Äcker lagen im Auen- im Krebsbach- und im Hardten-Felde. Das Geld für die Äcker bekommt der degradierte Besitzer. Natürlich wird er zunächst die vergessene Steuer haben bezahlen müssen. Unser Andres fällt aber auf die Beine. Als er 1678 schon seine Gartenstelle verkauft, bekommt er dafür annähernd soviel, wie er 7 Jahre zuvor für das ganze Gut hatte geben müssen.
Ihm folgt auf der Besitzung Christoph Gottschalk. Das ist der Mann, der die Gottschalk-Sippe nach Baitzen bringt. Die Gottschalks haben die 4 bis 1752. Dann kauften sie die Nummer 50 an der Mühle, die sie noch heute, nun für alle Zeiten als Erbhof, haben. Der Ehrenschild ist 1952 fällig. Do kum ich mir a Sräfla Kucha hulln. Iech bien mit dan Leuta a wink verwandt, freilich ausm siemta Gebäcke s letzte Kläbrutla.
In und nach dem Dreißigjährigen Kriege muss die Neigung bestanden haben, getätigte Käufe wieder rückgängig zu machen. Für solche Fälle wird gleich im Kaufvertrage eine Strafe, die Peen (Pön), festgesetzt. Man hofft offenbar, dadurch die Leute bei der Stange, d. h. bei dem Vertrage zu halten. Ein Beispiel: Als 1629 die 49 verkauft wird, lautet die Pön: 25 Dukante an den Abt und ein Viertel Bier und 30 Karpfen an das Dorfgericht, also den Scholzen und die Schöffen. Wenn hier ein so ausgiebiges, feuchtfröhliches Karpfenessen anch 11 Jahren Krieg noch als Ding der Möglichkeit angesehen wird, so können damals die Zeiten noch nicht völlig schlecht gewesen sein. Die Pest kam ja auch erst 4 Jahre später. Es kauft hier die Witwe Eva des Mathes John. Mathes John ist der Mann, der die beiden schon mehrfach genannten Güter im Niederdorfe vereinigt hat. Die Witwe hat 2 Söhne: Adam und Melchior. Diese überstehen Pest und Krieg, übernehmen 1652, wie schon gesagt, die Güter ihres Vaters, und Melchior bringt es sogar auf über 90 Jahre. Hartes Holz! Von ihrem Großonkel, dem Bauern Fester (Silvester) John, wird 1530 gesagt: ipse seripsit Fester, d. h., er schrieb sich selbst Fester. Wenn der Mann 1530 schon schreiben konnte und wenn es vielleicht nur der Name war – alle Hochachtung! Das konnten 300 Jahre später noch nicht alle.
Aus der Zeit des langen Krieges fehlen eine Anzahl Kaufverträge. Das ist ja weiter nicht verwunderlich. Die Nummer 6 ist in den Jahren 1635-1640 verkauft worden. Das ergibt sich als gewiss aus der Art der Erbzinseintragung. Das Kaufbuch hat den Vertrag nicht. Es weiß nur im Jahre 1641 zu berichten, dass der damalige Kaufpreis von 120 Talern auf 15 herabgesetzt werden musste. Warum das sein musste, steht nicht zu lesen. Es wusste es damals ja jeder. Und für unsere schönen Augen hat man es nicht geschrieben. Die Preisherabsetzung wurde vor dem Dorfgericht erledigt. Das Dorfgericht stellte in allen Fällen den Parteien einen Kaufzettel aus. Die Abmachungen bedurften aber der Bestätigung (Confirmation genannt) durch den Abt und Grundherrn. Man fand sich mit dem Kaufzettel in der Kanzlei ein, und diese nahm von dem Zettel Abschrift. Diese Abschriften sind uns in den Kaufbüchern erhalten geblieben. Von dort beziehe ich meine Weisheiten. Die Kaufzettel in den Händen der Leute fraßen die Zeit oder die Mäuse. Der Herabsetzungsvertrag vom Jahre 1641 landet aber erst 1660 im Klosterbuche. Die Klosterbücher waren während des Krieges wenigstens zeitweise in Sicherheit gebracht worden. Da sie in Glatz Unterkunft fanden, lernte ich aus den Baitzner Akten, nachdem ich aus den Grunauer Akten erfahren hatte, dass Bauersfrauen Truhen mit wertvollem Inhalt ebenfalls in Glatz eingestellt hatten. Manchmal wird der Kaufzettel in der Zwischenzeit verloren gegangen oder vernichtet worden sein. Das kann aber nur in vereinzelten Fällen geschehen sein. Denn es fehlen nur wenige Verträge.
Die Abzahlungstermine wurden damals begreiflicherweise nicht immer eingehalten. 1655 kauft Georg Vogt die 12 für 12 Taler. Er soll das Geld in Jahresraten von 2 Talern bezahlen. Er zahlt die ersten 2 Taler, lässt sich aber mit den nächsten Talern Zeit bis sage und schreibe 1677, also 18 Jahre. Das nenne ich Gemütlichkeit. 5 Taler 12 Groschen bekommt das Kloster für versessene Leistungen der Stelle, die übrigen 6 Taler 24 Groschen bekommt der einzige überlebende Erbe des Vorbesitzers. Sollte sich aber, so wird vorsorglich bemerkt, doch noch ein Erbe einfinden, so haftet der bisherige Alleinerbe für dessen Ansprüche.
Es gab zu allen Zeiten energische Frauen. Ich konnte in diesen Blättern schon einige besingen. 1656 verkauft der eben genannte Georg Vogt die 12. Da tritt sein Weib vor den Abt und erklärt, das sei ohne ihren Willen geschehen. Und der Abt ist Kavalier genug, den Vertrag rückgängig zu machen. Es findet diesmal freilich nicht das schon beschriebene Karpfentöten statt, Vogt wird vielmehr nur dazu verdonnert, 2 Taler 2 Groschen 3 Heller Unkostenentschädigung an den genarrten Käufer zu zahlen.
Das große Gut Nr. 18 ist ebenfalls in Trümmer gesunken. Es findet sich kein Käufer. Da wird es zerstückelt, auf „deutsch“ dismembriert.
Abschweifung: Auf einer Wolmdorfer Taufkarte hatte ich unlängst aus alter Zeit einen Sprössling zu vermerken, bei dem als Parte ein dismembrierter Bauer fungierte. Der Ärmste! Man denke nur an den abgehackten Nussbaumkrause. Zur Sache: Von der Wirtschaft bleibt eine Restgärtnerstelle, die von 1706 bis 1781 meine Buchwaldahnen innehatten. Zunächst aber besitzt die Reststelle ein Jonscher. Der hatte 8 Kinder, darunter 5 Töchter. Mich frisst der Neid! Diese Holden gehen weg wie warme Semmeln. Jetzt wird auch andere der Neid fressen. Das geschah um 1680 herum. Die zahlreichen Jungen, die nach dem Kriege geboren werden, waren inzwischen seit dem Dreißigjährigen Kriege soweit herangewachsen, dass das Heiratsbarometer auf schön Wetter stand.
1621 machte Euphemia Schneider von der 21 ihr Testament. Darin beklagt sie sich über ihre Kinder, die sich sämtlich nicht um sie gekümmert hätten. Mit Ausnahme ihres lieben Sohnes Balzer, des Besitzers der Wirtschaft, der habe immer und besonders in ihrem hohen Alter um sie Sorge getragen. Er bekommt also von ihrer Habe auch den Löwenanteil. Auch in diesem Testament scheint mir eine Stütze für meine Meinung zu liegen, dass die erste Zeit des Krieges „halb so wild“ war. Es hätte sonst doch nahe gelegen, dass die Frau statt von der Zeit ihres hohen Alters von der Zeit des grässlichen Krieges geredet hätte.
Der Scholte besaß Erbscholtisei, Kretscham und Schmiede. Am Ende des Krieges war nur die Schmiede noch etwas erhalten. 1660 kaufte Gottwald die darniederliegende Besitzung für 400 Taler (1613: 4650 Taler). 100 Taler dieser Summe weren ihm geliehen. Der Jahreszins dafür beträgt 5 Taler. Davon soll die Priesterschaft des Klosters 4 Floren Rheinisch haben. Sie soll nämlich alle Vierteljahre ein Seelenamt lesen für die verstorbene Jungfrau Ursula Negwer, die „Ihrer Kaiserlichen Majestät Zwergin“ war. Da war also eine Baitznerin Hofzwergin beim Kaiser in Wien. Es ist ja bekannt, dass die hohen Potentaten jener Zeit Narren und Zwerge und Zwergnarren hielten, weil sie es nur von solchen ertragen konnte, dass ihnen einmal die Wahrheit gesagt wurde. Die Schwierigkeit ist nur die, dass es in Baitzen keine Negwerleute gegeben hat. Es bleibt also dunkel, was die Zwergin mit der Baitzner Scholtisei zu tun hat. Es könnte eine Scholzentochter nach auswärts einen Negwer geheiratet haben. Un dderen Kind könnte bis an den Kaiserhof gefunden haben. Die anderen 2 Floren Rheinisch sollten der Klosterkirche verbleiben „wegen zu der Seelenämbter Dargebung bedörfftigen Notwendigkeiten“. Wir lernen also: 4 und 2 Floren Rheinisch sind gleich 5 schlesische Taler.
Soviel über den Krieg und seine Überwindung.
Das Gut lag öde bis 15 Jahre nach Kriegsende. 1663 verkaufte das Dorfgericht das herrenlose Gut, „wozu sich zeithero weder Erben noch Gläuber anmaßen wollten“, für 60 Taler an Johann Lux. Zinsgetreide und Erbzins werden dem neuen Besitzer für 1663 ganz nachgelassen, für 1664 zur Hälfte. Für 1663 verzichtet auch die Kirche auf ihren Zehnten. Die Gemeinde läßt ihn sogar bis 1666 frei von der Schatzung, 1667 verschatzt er ein Drittel, 1668 zwei Drittel, erst 1669 voll.
Der Erbzins des Gutes betrug 26 Groschen an Walburg und 33 Groschen und 6 Heller an Michael. An Zinsgetreide sind zum Martinitage je 22 Scheffel Weizen und Korn und 2 ½ Scheffel Hafer abzuführen. 30 Jahre lang, also von den Pestjahren an, war nichts gezahlt und nichts gegeben worden. Das ergab eine Erbzinsschuld von 49 Talern und 21 Groschen und eine Getreideschuld von 60 Scheffeln Weizen (angerechnet zu je 1 Taler 24 groschen) = 100 Taler, 60 Scheffeln Korn (zu je 1 Taler 9 Groschen) = 75 Taler und 75 Scheffeln Hafer (zu je 22 Groschen 6 Heller) = 46 Taler 31 Groschen 6 Heller. Summa summarum: 271 Taler 16 Groschen 6 Heller. Das Kloster konnte auf Grund seiner Bücher diese Rechnung aufmachen. Es leitete daraus seinen Anspruch auf die 60 Taler Kaufgeld her, di edas Gut 1663 brachte. Wären Erben vorhanden gewesen, so hätten sie sich mit dem Kloster in die Summe geteilt. Die Teilung nahm allerdings der Abt vor.
In dem Kaufvertrage wird unsere Besitzung das wüste Gut des Balzer Ruhr genannt. Das ist der Besitzer, der 1623 gekauft hat. Hirschenberger wird also als Besitzer nicht ernst genommen. Seine „Herr“lichkeit muss also von kurzer Dauer gewesen sein. Keinesfalls hat er seinen Kaufpreis voll gezahlt.
Lux baute das Gut wieder auf. Als er 1671 für 260 Taler verkauft, bleiben bei dem Gute 2 Pferde mit Geschirren, Wagen, Spannkette, Pflug, Ruhrhaken, ein Paar „Eiden“ (Eggen), Kuh, abgewöhnt Kalb, ein dreijährig Zuchtschwein, Tisch, Ofentopf, Backtrog, Spreukorb, Siedelade mit Messer, Spannbett, Futterkasten, 3 Siebe, Misthaken und Mistgabel und ½ Schock Stroh.
So erhob sich das deutsche Bauerntum wieder aus den Trümmern des Krieges.
Unter dem neuen Besitzer Georg Andres ereilt unser Gut ein merkwürdiges und unrühmliches Ende: Georg Andres ist ein schlechter Wirt. Er hält das Steuerzahlen nicht für nötig und treibt „geringschätzigen“ Ackerbau. Da wird er von der Obrigkeit zur Strafe degradiert. Aus dem Gute wird eine Gartenstelle. 2 Stück Acker bleiben dabei. 4 andere werden verkauft. Darunter eins an meinen Urahn Nickel Anlauff. Er übernimmt dabei 5 Mark Schatzung an die Gemeinde. Die Schatzungssumme scheint ein Richtsatz gewesen zu sein, nach dem die jeweilige Gemeindesteuersumme, die nach den wechselnden Verhältnissen der Gemeinde verschieden hoch war, unter die Besitzer umgelegt wurde. Dem Kloster gegenüber übernimmt Anlauff 2 Groschen Erbzins an beiden Zinsterminen 1 Viertel Korn, 2 Viertel Hafer und drei Eier. Die verkauften Äcker lagen im Auen- im Krebsbach- und im Hardten-Felde. Das Geld für die Äcker bekommt der degradierte Besitzer. Natürlich wird er zunächst die vergessene Steuer haben bezahlen müssen. Unser Andres fällt aber auf die Beine. Als er 1678 schon seine Gartenstelle verkauft, bekommt er dafür annähernd soviel, wie er 7 Jahre zuvor für das ganze Gut hatte geben müssen.
Ihm folgt auf der Besitzung Christoph Gottschalk. Das ist der Mann, der die Gottschalk-Sippe nach Baitzen bringt. Die Gottschalks haben die 4 bis 1752. Dann kauften sie die Nummer 50 an der Mühle, die sie noch heute, nun für alle Zeiten als Erbhof, haben. Der Ehrenschild ist 1952 fällig. Do kum ich mir a Sräfla Kucha hulln. Iech bien mit dan Leuta a wink verwandt, freilich ausm siemta Gebäcke s letzte Kläbrutla.
In und nach dem Dreißigjährigen Kriege muss die Neigung bestanden haben, getätigte Käufe wieder rückgängig zu machen. Für solche Fälle wird gleich im Kaufvertrage eine Strafe, die Peen (Pön), festgesetzt. Man hofft offenbar, dadurch die Leute bei der Stange, d. h. bei dem Vertrage zu halten. Ein Beispiel: Als 1629 die 49 verkauft wird, lautet die Pön: 25 Dukante an den Abt und ein Viertel Bier und 30 Karpfen an das Dorfgericht, also den Scholzen und die Schöffen. Wenn hier ein so ausgiebiges, feuchtfröhliches Karpfenessen anch 11 Jahren Krieg noch als Ding der Möglichkeit angesehen wird, so können damals die Zeiten noch nicht völlig schlecht gewesen sein. Die Pest kam ja auch erst 4 Jahre später. Es kauft hier die Witwe Eva des Mathes John. Mathes John ist der Mann, der die beiden schon mehrfach genannten Güter im Niederdorfe vereinigt hat. Die Witwe hat 2 Söhne: Adam und Melchior. Diese überstehen Pest und Krieg, übernehmen 1652, wie schon gesagt, die Güter ihres Vaters, und Melchior bringt es sogar auf über 90 Jahre. Hartes Holz! Von ihrem Großonkel, dem Bauern Fester (Silvester) John, wird 1530 gesagt: ipse seripsit Fester, d. h., er schrieb sich selbst Fester. Wenn der Mann 1530 schon schreiben konnte und wenn es vielleicht nur der Name war – alle Hochachtung! Das konnten 300 Jahre später noch nicht alle.
Aus der Zeit des langen Krieges fehlen eine Anzahl Kaufverträge. Das ist ja weiter nicht verwunderlich. Die Nummer 6 ist in den Jahren 1635-1640 verkauft worden. Das ergibt sich als gewiss aus der Art der Erbzinseintragung. Das Kaufbuch hat den Vertrag nicht. Es weiß nur im Jahre 1641 zu berichten, dass der damalige Kaufpreis von 120 Talern auf 15 herabgesetzt werden musste. Warum das sein musste, steht nicht zu lesen. Es wusste es damals ja jeder. Und für unsere schönen Augen hat man es nicht geschrieben. Die Preisherabsetzung wurde vor dem Dorfgericht erledigt. Das Dorfgericht stellte in allen Fällen den Parteien einen Kaufzettel aus. Die Abmachungen bedurften aber der Bestätigung (Confirmation genannt) durch den Abt und Grundherrn. Man fand sich mit dem Kaufzettel in der Kanzlei ein, und diese nahm von dem Zettel Abschrift. Diese Abschriften sind uns in den Kaufbüchern erhalten geblieben. Von dort beziehe ich meine Weisheiten. Die Kaufzettel in den Händen der Leute fraßen die Zeit oder die Mäuse. Der Herabsetzungsvertrag vom Jahre 1641 landet aber erst 1660 im Klosterbuche. Die Klosterbücher waren während des Krieges wenigstens zeitweise in Sicherheit gebracht worden. Da sie in Glatz Unterkunft fanden, lernte ich aus den Baitzner Akten, nachdem ich aus den Grunauer Akten erfahren hatte, dass Bauersfrauen Truhen mit wertvollem Inhalt ebenfalls in Glatz eingestellt hatten. Manchmal wird der Kaufzettel in der Zwischenzeit verloren gegangen oder vernichtet worden sein. Das kann aber nur in vereinzelten Fällen geschehen sein. Denn es fehlen nur wenige Verträge.
Die Abzahlungstermine wurden damals begreiflicherweise nicht immer eingehalten. 1655 kauft Georg Vogt die 12 für 12 Taler. Er soll das Geld in Jahresraten von 2 Talern bezahlen. Er zahlt die ersten 2 Taler, lässt sich aber mit den nächsten Talern Zeit bis sage und schreibe 1677, also 18 Jahre. Das nenne ich Gemütlichkeit. 5 Taler 12 Groschen bekommt das Kloster für versessene Leistungen der Stelle, die übrigen 6 Taler 24 Groschen bekommt der einzige überlebende Erbe des Vorbesitzers. Sollte sich aber, so wird vorsorglich bemerkt, doch noch ein Erbe einfinden, so haftet der bisherige Alleinerbe für dessen Ansprüche.
Es gab zu allen Zeiten energische Frauen. Ich konnte in diesen Blättern schon einige besingen. 1656 verkauft der eben genannte Georg Vogt die 12. Da tritt sein Weib vor den Abt und erklärt, das sei ohne ihren Willen geschehen. Und der Abt ist Kavalier genug, den Vertrag rückgängig zu machen. Es findet diesmal freilich nicht das schon beschriebene Karpfentöten statt, Vogt wird vielmehr nur dazu verdonnert, 2 Taler 2 Groschen 3 Heller Unkostenentschädigung an den genarrten Käufer zu zahlen.
Das große Gut Nr. 18 ist ebenfalls in Trümmer gesunken. Es findet sich kein Käufer. Da wird es zerstückelt, auf „deutsch“ dismembriert.
Abschweifung: Auf einer Wolmdorfer Taufkarte hatte ich unlängst aus alter Zeit einen Sprössling zu vermerken, bei dem als Parte ein dismembrierter Bauer fungierte. Der Ärmste! Man denke nur an den abgehackten Nussbaumkrause. Zur Sache: Von der Wirtschaft bleibt eine Restgärtnerstelle, die von 1706 bis 1781 meine Buchwaldahnen innehatten. Zunächst aber besitzt die Reststelle ein Jonscher. Der hatte 8 Kinder, darunter 5 Töchter. Mich frisst der Neid! Diese Holden gehen weg wie warme Semmeln. Jetzt wird auch andere der Neid fressen. Das geschah um 1680 herum. Die zahlreichen Jungen, die nach dem Kriege geboren werden, waren inzwischen seit dem Dreißigjährigen Kriege soweit herangewachsen, dass das Heiratsbarometer auf schön Wetter stand.
1621 machte Euphemia Schneider von der 21 ihr Testament. Darin beklagt sie sich über ihre Kinder, die sich sämtlich nicht um sie gekümmert hätten. Mit Ausnahme ihres lieben Sohnes Balzer, des Besitzers der Wirtschaft, der habe immer und besonders in ihrem hohen Alter um sie Sorge getragen. Er bekommt also von ihrer Habe auch den Löwenanteil. Auch in diesem Testament scheint mir eine Stütze für meine Meinung zu liegen, dass die erste Zeit des Krieges „halb so wild“ war. Es hätte sonst doch nahe gelegen, dass die Frau statt von der Zeit ihres hohen Alters von der Zeit des grässlichen Krieges geredet hätte.
Der Scholte besaß Erbscholtisei, Kretscham und Schmiede. Am Ende des Krieges war nur die Schmiede noch etwas erhalten. 1660 kaufte Gottwald die darniederliegende Besitzung für 400 Taler (1613: 4650 Taler). 100 Taler dieser Summe weren ihm geliehen. Der Jahreszins dafür beträgt 5 Taler. Davon soll die Priesterschaft des Klosters 4 Floren Rheinisch haben. Sie soll nämlich alle Vierteljahre ein Seelenamt lesen für die verstorbene Jungfrau Ursula Negwer, die „Ihrer Kaiserlichen Majestät Zwergin“ war. Da war also eine Baitznerin Hofzwergin beim Kaiser in Wien. Es ist ja bekannt, dass die hohen Potentaten jener Zeit Narren und Zwerge und Zwergnarren hielten, weil sie es nur von solchen ertragen konnte, dass ihnen einmal die Wahrheit gesagt wurde. Die Schwierigkeit ist nur die, dass es in Baitzen keine Negwerleute gegeben hat. Es bleibt also dunkel, was die Zwergin mit der Baitzner Scholtisei zu tun hat. Es könnte eine Scholzentochter nach auswärts einen Negwer geheiratet haben. Un dderen Kind könnte bis an den Kaiserhof gefunden haben. Die anderen 2 Floren Rheinisch sollten der Klosterkirche verbleiben „wegen zu der Seelenämbter Dargebung bedörfftigen Notwendigkeiten“. Wir lernen also: 4 und 2 Floren Rheinisch sind gleich 5 schlesische Taler.
Soviel über den Krieg und seine Überwindung.
Die
Besitzer der Schmiede, Nr. 46
1. erster bekannter Besitzer: Hans Dörnigk
2. 1583-1593 Barthel Kuchzangel (Kuetzell, Kitzel)
3. 1593-1613 Martin Kirchner, Scholze
4. 1613-1618 Martin Bertold, Scholze
5. 1618-? Hans Kahles, Scholze
6. 1660-1665 Martin Gottwald, Scholze
7. 1665-1680 Michael Franke, Scholze
8. 1680-1722 Christoph Gottwald, Scholze
9. 1722-1744 Melchior Hanke, Scholze
10. 1744-1749 Johann Christoph Hanke, Scholze
11. 1749-1778 Andreas Hirschberg, Erbschmied
12. 1778-1827 Fabian Hirschberg, Erbschmied
13. 1827-1856 Johann Hirschberg, Erbschmied
14. 1856-1886 Johann Hirschberg, Erbschmied
15. 1886-1930 August Hirschberg, Schmiedemeister
16. 1930- Hermann Neugebauer, Schmiedemeister, und Ida, geb. Hirschberg
1. erster bekannter Besitzer: Hans Dörnigk
2. 1583-1593 Barthel Kuchzangel (Kuetzell, Kitzel)
3. 1593-1613 Martin Kirchner, Scholze
4. 1613-1618 Martin Bertold, Scholze
5. 1618-? Hans Kahles, Scholze
6. 1660-1665 Martin Gottwald, Scholze
7. 1665-1680 Michael Franke, Scholze
8. 1680-1722 Christoph Gottwald, Scholze
9. 1722-1744 Melchior Hanke, Scholze
10. 1744-1749 Johann Christoph Hanke, Scholze
11. 1749-1778 Andreas Hirschberg, Erbschmied
12. 1778-1827 Fabian Hirschberg, Erbschmied
13. 1827-1856 Johann Hirschberg, Erbschmied
14. 1856-1886 Johann Hirschberg, Erbschmied
15. 1886-1930 August Hirschberg, Schmiedemeister
16. 1930- Hermann Neugebauer, Schmiedemeister, und Ida, geb. Hirschberg