Der
Bau der katholischen Pfarrkirche zu Baitzen
Eines der größten Ereignisse in der Gemeinde Baitzen war mit Sicherheit die Planung und der Bau einer neuen Kirche. Wir Baitzner können uns glücklich preisen, dass P. Dr. Josef Hettwer S. V. D. in so hervorragender Weise die Geschichte der St. Martinskirche in Baitzen aufgezeichnet hat. Daraus entnehmen wir:
Eines der größten Ereignisse in der Gemeinde Baitzen war mit Sicherheit die Planung und der Bau einer neuen Kirche. Wir Baitzner können uns glücklich preisen, dass P. Dr. Josef Hettwer S. V. D. in so hervorragender Weise die Geschichte der St. Martinskirche in Baitzen aufgezeichnet hat. Daraus entnehmen wir:
Einige
Jahrzehnte nach dem Neubau des Pfarrhauses
genügte den Baitznern auch ihre alte Kirche
nicht mehr, obwohl sie nach dem Zeugnis des schon
erwähnten Visitationsberichtes stattlich und
geräumig war. Dabei hatte man unterdessen die
schlesischen Kriege durchgemacht, und es ist ja
bekannt, mit welcher Unerbittlichkeit Friedrich
der Große gerade von den Klöstern
Sonderkriegsleistungen herauspresste, die viele
von ihnen, darunter auch Kamenz, an den Rand des
Zusammenbruchs brachten. Aber es war eben das 18.
Jahrhundert! Dieses ist sonst als Zeit der
Aufklärung schlecht beleumundet; aber zum
mindesten für die katholischen Gegenden
Deutschlands ist es viel besser als sein Ruf.
Diese katholischen Gebiete sind geradezu
übersät mit den monumentalen Beweisen der
starken und lebendigen Gläubigkeit jener Zeit.
Ja man kann sagen, das Gesicht der katholischen
Landschaft ist geprägt worden durch die
kirchlichen Bauten des 18. Jahrhunderts. So hat
auch Baitzen sich damals seine Kirche gebaut,
groß und strahlend schön, wie sie heute noch
steht.
Zeichnung: Friedrich Bernhard Werner |
Dass man
etwas Besonderes und für dörfliche Verhältnisse
Hervorragendes zu schaffen beabsichtigte, geht daraus
hervor, dass vor Beginn des Baues drei
Gemeindemitglieder, darunter auch der Baumeister selbst
ins Braunauer Ländchen geschickt wurden, um sich unter
den dortigen schönen Kirchen – die Dietzenhofer
haben sie dort gebaut! – nach einem Vorbild
umzusehen. Das Empfehlungsschreiben des Klosters an das
Benediktinerstift hat folgenden Wortlaut:
„Nachdem das fürstliche Gestifft Camenz, als Patron der Kirche zu Baitzen, vorhabens ist daselbst eine neue Kirche zu erbauen, vorher aber durch Bauverständige sich anderwärtige Kirchen besehen lassen will, nach deren Bauart die Baueinrichtung veranstaltet werden soll, besonders da man sich sichere Erfahrung gebracht, daß in Kaiserl. Königl. Beheim. Braunauischen Antheile, sich dergleichen wohlgebaute Kirchen befinden sollen: als hat das fürstl. Stifft Camenz Vorzeigern dessen, die Stiftsunterthanen, und Bauverständigen, nemlich: den Maurermeister Joseph Kauffmann, den Müllermeister Friedrich Nitschke, den Kirchenvorsteher Anton Buchwald, beordert, in selbige Gegend zu verreisen, und dortige Bauart in Betrachtung zu ziehen; ein hochwürdiges Klostergestifft Braunau sowohl, als die daran gränzenden hohen Herrschaften werden diesem nach resp. gehorsamst und ergebendst ersucht, diesen vorbenannten ausgesandten ehrbaren Meistern und Bauverständigen Personen, allen möglichen Vorschub zu thun, und soviel wie möglich gnädig und gütig Erlaubnis zu geben, die daselbst übliche Bauart in Augenschein, auch allenfalls davon Abriße nehmen zu dürfen. Das hiesige Stifft ist erböthig in allen dergleichen und anderen Fällen, eine gleichmäßige willfährige Dienstleistung zu erwidern.“
Die tatkräftige Förderung des Kirchbaues in einem der Stiftsdörfer durch das Kloster ist an sich schon eine Selbstverständlichkeit. Dazu war damals Abt ein hochgebildeter Mann, Abundus Neumann, der Gründer des Kamenzer Stiftsgymnasiums. Unter den Stiftsgeistlichen befanden sich überdies mehrere Kinder der Pfarrei, und zwar P. Bernhard Grosser, ein Schwager des genannten Maurermeisters Kauffmann, und P. Alexius Gulitz, der noch während der Bauzeit selbst Pfarrer von Baitzen wurde, entstammte einer der angesehensten Bauernfamilien des Ortes. Die treibenden Kräfte des Kirchbaues sind aber in der Gemeinde selbst zu suchen. Der führende Geist war unbedingt der Erbmüller Friedrich Nitschke. Er muss ein ungewöhnlicher Mensch gewesen sein. Nicht nur dass er sehr vermögend und dabei von großzügiger Freigebigkeit war, er besaß offensichtlich auch eine weit über das allgemeine dörfliche Maß hinausreichende Aufgeschlossenheit für religiöse und künstlerische Werte höheren Ranges. Von der künstlerischen Ausstattung der Kirche hat er das meiste in Auftrag gegeben und aus eigenen Mitteln bezahlt. Wir wissen aber, dass der Bau auch von der tätigen Begeisterung der ganzen Gemeinde getragen wurde, ja dass er ein Werk wahrer Volksgemeinschaft war. Da baute nicht nur Baitzen, da baute die ganze Gegend mit. Vergessen sind die alten Widerstände der Filialdörfer, die noch den Pfarrhausbau so peinlich behindert hatten. Noch mehr, so weit man vom Baitzener Berg aus sehen kann, so weit haben alle Ortschaften unentgeltlich Hand- und Spanndienste geleistet, das will sagen, sie haben sämtliche Stein-, Sand-, Holz- und Sandfuhren umsonst gestellt, für alle Erdarbeiten und Handlangerdienste wurde keine Bezahlung benommen. Um einen Begriff zu geben, wie weit sich dieser Radius brüderlicher Werkverbundenheit erstreckte, sei das Verzeichnis der beteiligten Ortschaften aufgeführt: Alt-Altmannsdorf, Bärdorf, Brucksteine, die Kamenzer Mühle, Kosel, Dörndorf, Folmersdorf, Grunau, Hartha, Heinrichswalde, Hemmersdorf, Hertwigswalde, Laubnitz, Liebenau, Maifritzdorf, Oberpomsdorf, Pilz, Reichenau, Schlottendorf, Schrom, Wolmsdorf. Wenn man bedenkt, dass man damals nicht einfach zur nächsten Bahnstation fuhr, sondern das Langholz aus Folmersdorf, der Kalk aus Weißwasser, die Ziegeln aus Reichenstein, die Steinplatten aus Wartha, die Schindeln aus dem Glätzischen geholt werden mussten, so kann man sich eine Vorstellung von dem Ausmaß des notwendigen Gespanneinsatzes und dem Werte der unentgeltlich gebotenen Hilfe machen. Bei all dem war wiederum auch das Stift hilfreich beteiligt, indem die Stiftsuntertanen für die in Betracht kommende Zeit von allen herrschaftlichen Diensten befreit wurden. Überdies stellt das Kloster aus seinen Waldungen das Bauholz zur Verfügung.
Es ist sicher, dass der zur Studienfahrt nach Braunau entsandte Maurermeister Josef Kauffmann auch mit der Bauausführung betraut wurde. Über seinen Entwicklungs- und Ausbildungsgang ist urkundlich nichts festzustellen. Er ist geboren am 4.3.1732 in Reichenau; der Vater, ein Schneider, siedelte aber schon 1739 nach Baitzen über. An Gelegenheiten, Bauerfahrung zu sammeln, hat es ihm in der näheren Umgebung nicht gefehlt. In seine Zeit fallen die Kirchenbauten von Liebenau (1752), Oberpomsdorf (1753), Reichenau (1754), Weißwasser (1765). Ganz klar ist seine Beziehung zu Weißwasser: die für ihn und seinen Schüler Grosser eigentümliche Kleeblattform des Stichkappeneinschnittes über den Fenstern ist von dort übernommen.
Von seiner Studienreise nach Braunau brachte er einen Plan mit, der von den empfangenen Anregungen deutlich Zeugnis ablegt, indessen keineswegs einfach die Abschrift eines der dortigen Muster darstellt. Der große Kilian Dietzenhoffer hatte im Auftrag des Abtes Othmar Zinke außer dem Stiftsbau in Braunau und dem Meisterwerk in Wahlstatt eine Anzahl Landkirchen gebaut, die sämtlich in der Umgebung von Braunau stehen. In ihnen allen ist die gleiche Grundform abgewandelt, ein Oval bzw. gestrecktes Oktagon (Achteck), dessen Innenwände stark gegliedert sind durch die eingezogenen Widerlager des Gewölbes. Letzteres ist allerdings in den meisten Fällen nicht zur Ausführung gekommen, sondern durch eine Flachdecke mit kräftiger Ansatzkehle ersetzt worden. Kauffmann übernimmt den ovalen Grundriss, doch mit achteckiger Außenform, er verzichtet aber nicht auf das massive Gewölbe, das ja auch von den mächtigen Widerlagern als folgerichtiger Aufwuchs gefordert wird. Noch mehr als bei Dietzenhofer hat man den Eindruck, dass es ihm vor allem auf Solidität und Zweckmäßigkeit der Anlage und Konstruktion, auf Straffheit und Klarheit der körperlichen Erscheinung ankam. Gleich im Anschluss an das Baitzner Werk hat Kaufmann die schöne Kirche in Dörndorf gebaut. Ob ihm noch andere Kirchenbauten zuzuschreiben sind, muss die weitere Forschung ergeben. Er hat aber – in bescheidener Grenze – Schule gemacht: bei ihm lernte sein Neffe Thaddaeus Grosser, der nach dem Muster der Baitzener die Kirche in Wolmsdorf gebaut und sein Leben lang die Heimatkirche bei allen Erneuerungs- und Ergänzungsbauten betreut hat.
Gewiss ist das große Erlebnis des Kirchenbaues, den sein Onkel aufführte, entscheidend für die Berufswahl des Elfjährigen geworden. Grosser wieder ist der Ahnherr einer ganzen Geschlechterfolge von Maurermeistern und Architekten, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
„Nachdem das fürstliche Gestifft Camenz, als Patron der Kirche zu Baitzen, vorhabens ist daselbst eine neue Kirche zu erbauen, vorher aber durch Bauverständige sich anderwärtige Kirchen besehen lassen will, nach deren Bauart die Baueinrichtung veranstaltet werden soll, besonders da man sich sichere Erfahrung gebracht, daß in Kaiserl. Königl. Beheim. Braunauischen Antheile, sich dergleichen wohlgebaute Kirchen befinden sollen: als hat das fürstl. Stifft Camenz Vorzeigern dessen, die Stiftsunterthanen, und Bauverständigen, nemlich: den Maurermeister Joseph Kauffmann, den Müllermeister Friedrich Nitschke, den Kirchenvorsteher Anton Buchwald, beordert, in selbige Gegend zu verreisen, und dortige Bauart in Betrachtung zu ziehen; ein hochwürdiges Klostergestifft Braunau sowohl, als die daran gränzenden hohen Herrschaften werden diesem nach resp. gehorsamst und ergebendst ersucht, diesen vorbenannten ausgesandten ehrbaren Meistern und Bauverständigen Personen, allen möglichen Vorschub zu thun, und soviel wie möglich gnädig und gütig Erlaubnis zu geben, die daselbst übliche Bauart in Augenschein, auch allenfalls davon Abriße nehmen zu dürfen. Das hiesige Stifft ist erböthig in allen dergleichen und anderen Fällen, eine gleichmäßige willfährige Dienstleistung zu erwidern.“
Die tatkräftige Förderung des Kirchbaues in einem der Stiftsdörfer durch das Kloster ist an sich schon eine Selbstverständlichkeit. Dazu war damals Abt ein hochgebildeter Mann, Abundus Neumann, der Gründer des Kamenzer Stiftsgymnasiums. Unter den Stiftsgeistlichen befanden sich überdies mehrere Kinder der Pfarrei, und zwar P. Bernhard Grosser, ein Schwager des genannten Maurermeisters Kauffmann, und P. Alexius Gulitz, der noch während der Bauzeit selbst Pfarrer von Baitzen wurde, entstammte einer der angesehensten Bauernfamilien des Ortes. Die treibenden Kräfte des Kirchbaues sind aber in der Gemeinde selbst zu suchen. Der führende Geist war unbedingt der Erbmüller Friedrich Nitschke. Er muss ein ungewöhnlicher Mensch gewesen sein. Nicht nur dass er sehr vermögend und dabei von großzügiger Freigebigkeit war, er besaß offensichtlich auch eine weit über das allgemeine dörfliche Maß hinausreichende Aufgeschlossenheit für religiöse und künstlerische Werte höheren Ranges. Von der künstlerischen Ausstattung der Kirche hat er das meiste in Auftrag gegeben und aus eigenen Mitteln bezahlt. Wir wissen aber, dass der Bau auch von der tätigen Begeisterung der ganzen Gemeinde getragen wurde, ja dass er ein Werk wahrer Volksgemeinschaft war. Da baute nicht nur Baitzen, da baute die ganze Gegend mit. Vergessen sind die alten Widerstände der Filialdörfer, die noch den Pfarrhausbau so peinlich behindert hatten. Noch mehr, so weit man vom Baitzener Berg aus sehen kann, so weit haben alle Ortschaften unentgeltlich Hand- und Spanndienste geleistet, das will sagen, sie haben sämtliche Stein-, Sand-, Holz- und Sandfuhren umsonst gestellt, für alle Erdarbeiten und Handlangerdienste wurde keine Bezahlung benommen. Um einen Begriff zu geben, wie weit sich dieser Radius brüderlicher Werkverbundenheit erstreckte, sei das Verzeichnis der beteiligten Ortschaften aufgeführt: Alt-Altmannsdorf, Bärdorf, Brucksteine, die Kamenzer Mühle, Kosel, Dörndorf, Folmersdorf, Grunau, Hartha, Heinrichswalde, Hemmersdorf, Hertwigswalde, Laubnitz, Liebenau, Maifritzdorf, Oberpomsdorf, Pilz, Reichenau, Schlottendorf, Schrom, Wolmsdorf. Wenn man bedenkt, dass man damals nicht einfach zur nächsten Bahnstation fuhr, sondern das Langholz aus Folmersdorf, der Kalk aus Weißwasser, die Ziegeln aus Reichenstein, die Steinplatten aus Wartha, die Schindeln aus dem Glätzischen geholt werden mussten, so kann man sich eine Vorstellung von dem Ausmaß des notwendigen Gespanneinsatzes und dem Werte der unentgeltlich gebotenen Hilfe machen. Bei all dem war wiederum auch das Stift hilfreich beteiligt, indem die Stiftsuntertanen für die in Betracht kommende Zeit von allen herrschaftlichen Diensten befreit wurden. Überdies stellt das Kloster aus seinen Waldungen das Bauholz zur Verfügung.
Es ist sicher, dass der zur Studienfahrt nach Braunau entsandte Maurermeister Josef Kauffmann auch mit der Bauausführung betraut wurde. Über seinen Entwicklungs- und Ausbildungsgang ist urkundlich nichts festzustellen. Er ist geboren am 4.3.1732 in Reichenau; der Vater, ein Schneider, siedelte aber schon 1739 nach Baitzen über. An Gelegenheiten, Bauerfahrung zu sammeln, hat es ihm in der näheren Umgebung nicht gefehlt. In seine Zeit fallen die Kirchenbauten von Liebenau (1752), Oberpomsdorf (1753), Reichenau (1754), Weißwasser (1765). Ganz klar ist seine Beziehung zu Weißwasser: die für ihn und seinen Schüler Grosser eigentümliche Kleeblattform des Stichkappeneinschnittes über den Fenstern ist von dort übernommen.
Von seiner Studienreise nach Braunau brachte er einen Plan mit, der von den empfangenen Anregungen deutlich Zeugnis ablegt, indessen keineswegs einfach die Abschrift eines der dortigen Muster darstellt. Der große Kilian Dietzenhoffer hatte im Auftrag des Abtes Othmar Zinke außer dem Stiftsbau in Braunau und dem Meisterwerk in Wahlstatt eine Anzahl Landkirchen gebaut, die sämtlich in der Umgebung von Braunau stehen. In ihnen allen ist die gleiche Grundform abgewandelt, ein Oval bzw. gestrecktes Oktagon (Achteck), dessen Innenwände stark gegliedert sind durch die eingezogenen Widerlager des Gewölbes. Letzteres ist allerdings in den meisten Fällen nicht zur Ausführung gekommen, sondern durch eine Flachdecke mit kräftiger Ansatzkehle ersetzt worden. Kauffmann übernimmt den ovalen Grundriss, doch mit achteckiger Außenform, er verzichtet aber nicht auf das massive Gewölbe, das ja auch von den mächtigen Widerlagern als folgerichtiger Aufwuchs gefordert wird. Noch mehr als bei Dietzenhofer hat man den Eindruck, dass es ihm vor allem auf Solidität und Zweckmäßigkeit der Anlage und Konstruktion, auf Straffheit und Klarheit der körperlichen Erscheinung ankam. Gleich im Anschluss an das Baitzner Werk hat Kaufmann die schöne Kirche in Dörndorf gebaut. Ob ihm noch andere Kirchenbauten zuzuschreiben sind, muss die weitere Forschung ergeben. Er hat aber – in bescheidener Grenze – Schule gemacht: bei ihm lernte sein Neffe Thaddaeus Grosser, der nach dem Muster der Baitzener die Kirche in Wolmsdorf gebaut und sein Leben lang die Heimatkirche bei allen Erneuerungs- und Ergänzungsbauten betreut hat.
Gewiss ist das große Erlebnis des Kirchenbaues, den sein Onkel aufführte, entscheidend für die Berufswahl des Elfjährigen geworden. Grosser wieder ist der Ahnherr einer ganzen Geschlechterfolge von Maurermeistern und Architekten, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
Der Bau, im
Jahre 1771 begonnen, war 1773 im Rohbau vollendet. Im
folgenden Jahre wurde im Auftrage Friedrich Nitschkes das
Innere mit Deckenfresken geschmückt. Die beiden Maler,
Josef Hoecker und Johann Nepomuk Kümpfle, sollen nach
Baitzener Ortsüberlieferung aus Oberbayern stammen. Das
dürfte jedoch nur für Kümpfle zutreffen. Hoecker ist
aus Neisse und trägt einen echt schlesischen Namen,
unter dem noch mehrere andere schlesische Maler bezeugt
sind. Auf Kosten Nitschkes wurde von Hoecker auch ein
Kreuzweg geschaffen; auf Bestellung des früheren
Besitzers der Baitzener Mühle, Franz Winter, ferner das
Hochaltarbild. Der Maler hat sich offenbar mit seinem
Baitzener Werk besonders eng und persönlich verbunden
gefühlt, denn er richtete hier seinem Sohne Johann,
Maler wie er und höchst wahrscheinlich an der Ausmalung
der Kirche beteiligt, die Hochzeit aus. Am 11. Juli 1774
wird der junge Mann unter der frischen Pracht der
väterlichen Fresken mit einer Neisser Kaufmannstochter
getraut. Trauzeugen sind die beiden Stifter Nitschke und
Winter.
Noch im Jahre 1774 wurde die Kirche von Bischof Mauritius von Strachwitz konsekriert. Im folgenden Jahre wird durch den Frankensteiner Meister Peter Zeitzius die neue Orgel aufgestellt; 1776 folgen die Seitenaltäre und die Kanzel. Eine Inschrift im Innern der Kanzel nennt als Hersteller den Tischlermeister Josef Jung aus Baitzen: ein eindrucksvolles Zeugnis für die Leistungsfähigkeit des dörflichen Handwerks. Die Vermutung, dass auch der Figurenschmuck von ihm stamme, bestätigt sich indessen nicht. In der Kirche von Wartha befinden sich drei Altäre, die zweifellos von der gleichen Hand geschaffen sind wie die Baitzener. Für Wartha aber ist ein Bildhauer Ludwig bezeugt, der diese Altäre 1776 bis 1779 lieferte. Der stilkritische Vergleich beweist nun, dass dieser „Ludwig“ auch der Meister des Hochaltares zu Frankenstein aus dem Jahre 1759 ist. Sein Name ist Ludwig Jaschke aus Wartha. Ihm müssen also wohl auch die Figuren in Baitzen zugeschrieben werden. Er ist auch sonst im Kamenzer Stift vielfach tätig gewesen. So ist z. B. die schöne Ausstattung der Kirche von Gierichswalde sein Werk. – Als Staffierer war der Maler Rose aus Wartha tätig. Die Steinmetzarbeiten hat der Reichensteiner Meister Anton Müller geliefert. Im Jahre 1776 war das Gotteshaus samst seiner Ausstattung fertig. Nur die Orgel wurde 1784 teilweise umgebaut.
Im Jahre 1810 fiel auch Kamenz der Säkularisation zum Opfer, und damit wurde Baitzen aus einer jahrhundertealten innigen Lebensgemeinschaft herausgelöst. Gewiss, das Verhältnis war nicht immer ungetrübt gewesen, gerade um die Jahrhundertwende hatte es Reibungen gegeben wegen der Zehnten und Gefälle, die nach dem alten Recht dem Kloster zustanden. Dem Zuge der Zeit entsprechend hätte man sich gern vollständig von ihnen befreit, hatte sie sich auch, begünstigt durch eine nachsichtige, schier göttlich langmütige Stiftsverwaltung, tatsächlich schon längst wesentlich erleichtert. Anderwärts, auch in Schlesien, kam es damals zu Gewalttaten und offenen Revolten, gegen die Militär eingesetzt werden musste, - so weit war der Wellenschlag der französischen Revolution spürbar, im Kamenzer Klosterlande ließ man es nur auf einen Prozess ankommen, der natürlich verloren wurde, dann kehrte der Friede wieder zurück. Die Säkularisation brachte keineswegs den Fortfall der Lasten, sondern an Stelle der geistlichen eben nur eine weltliche Herrschaft. Die Bevölkerung stand dem staatlichen Vorgehen mit innerster Ablehnung gegenüber. Als dem Scholzen Günther von Baitzen die sogenannte Baitzener Harthe aus dem bisherigen Besitz des Klosters für einen Spottpreis zum Kauf angeboten wurde, schlug dieser das Anerbieten aus, denn, wie der Chronist sagt, „der öffentliche Kredit war durch jene Gewalttat allgemein unterm Volke erschüttert, Misstrauen an die Stelle getreten, weil man keine Garantie dafür zu haben meinte, dass der Fiskus nicht einmal ebenso nach dem Privateigentum der Laien noch einmal sich gelüsten lassen könnte.“ Der herrliche, hochstämmige Wald, 800 Morgen groß und vom Kloster als Holzreserve für den Fall plötzlichen Bedarfs mit Fleiß geschont, wurde dann später doch leichthin verramscht. Schwer geschädigt war dadurch der Pfarrer und die Pfarrei. Ersterem stand es zu, seinen Holzbedarf jederzeit aus der Harthe zu decken. Dieses uralte Recht ist ihm von den staatlichen Behörden ohne jede Entschädigung vorenthalten worden. Ferner war es Brauch gewesen, dass bei Kirchen- und Schulneubauten das Bauholz aus der Harthe zur Verfügung gestellt wurde. Auch damit war es nun vorbei.
Mit den Klostergütern ging auch das Kirchenpatronat auf den Staat über. Es dauerte Jahrzehnte, bis er sich bereit fand, auch die damit verbundenen Lasten auf sich zu nehmen, sodass Kirche und Pfarrhaus schließlich in einem geradezu skandalösen Zustand des Verfalls gerieten. Dem ersten Pfarrer nach der Säkularisation musste es besonders schwer fallen, mit den staatlichen Stellen in ein zuträgliches Verhältnis zu kommen. Es war dies P. Petrus Günther, eines der hervorragendsten Mitglieder des Kamenzer Stiftes. Seine Matrikel im Totenbuch – er war bis zu seinem Tode im Jahre 1816 Pfarrer von Baitzen – trägt den Vermerk: „fuit vir doctus, eloquens, humanus, hospitales, olim electus Abbas in Camenz“ (er war ein gelehrter Mann, wohlberedt, menschenfreundlich, gastlich, ein erwählter Abt von Kamenz). Die Abtswahl dieses geistig bedeutenden Mannes war vom Staat nicht anerkannt worden. Nun fiel dem von Natur lebensheiteren Greis die Aufgabe zu, den Baitzenern über die Bitterkeit und die zersetzenden Wirkungen des Unrechts hinwegzuhelfen, das dem katholischen Volksteile durch die Zerschlagung seiner glänzendsten Kulturschöpfungen und die Beraubung seiner ehrwürdigsten Heiligtümer zugefügt worden war. Die vaterländische Leistung der Kirche, in zahllosen Fällen gerade von den unmittelbar betroffenen Klostergeistlichen vollbracht, die darin besteht, das katholische Volk zur friedlichen Hinnahme dieses ihm vom Staate selbst angetanen schweren Unrechts vermocht zu haben, - in Frankreich brach über dieser Frage ein blutiger Bürgerkrieg aus! – diese Leistung ist nicht hoch genug anzuschlagen und noch kaum jemals nach Gebühr gewürdigt worden. – Pfarrer Petrus Günther muss auch ein künstlerisch lebhaft interessierter Mann gewesen sein, denn aus der Versteigerungsmasse des aufgehobenen Stiftes erstand er 24 Gemälde, darunter 7 Portraits. Leider hat sich diese stattliche Sammlung nicht erhalten. Zumal wegen der Bildnisse wäre sie auch geschichtlich bedeutsam gewesen.
Nachfolger Günthers war noch einmal ein früherer Stiftsgeistlicher, P. Dionys Kaufmann, ein Nachkomme des Erbauers der Kirche. Bei seinem Tode im Jahre 1830 war der Zustand der Kirche derartig, dass sich der Nachfolger am liebsten geweigert hätte, das Erbe zu übernehmen. Nach dem Bericht Pfarrer Langers glich der Kirchtum „einem vom Krebs zerfressenen Gesicht oder Nase, mit seit vier Jahren... an mehreren Stellen entblößter Glockenstubendecke.“ Das Pfarrhaus gar spottete jeder Beschreibung. „Die noch halb in den Fenstern gebliebenen achteckigen undurchsichtigen Scheiblein klirrten grausig. Durchlöcherte Türen. Starke Winde wehten das Licht in der zweiten Stube noch aus. Kurz, wohin der bange Blick des Schauenden sich wendete, überall traten ihm die Schrecken beispielloser Verwahrlosung entgegen als laute Zeugnisse und Nachwehen der unseligen und zerstörenden Säkularisation.“ Der tatkräftige neue Pfarrer machte sofort die Rechte der Kirche gegenüber der Patronatsbehhörde gegenüber mit aller Energie geltend. Die Beitragspflicht wird schließlich anerkannt, und ein Oberregierungsbaurat erscheint zur Besichtigung der Schäden. Für den Turm weiß er sehr einfachen Rat: anstatt der zierlichen, durchbrochenen Barockbekrönung gedenkt er eine „hölzerne Juden- oder Pojatzer Kappe“ aufzusetzen, die der auf 90 Thaler veranschlagt. Die Gemeinde weigert sich, den alten Turm abzureißen, doch der Baurat meint ungerührt: „Die beiden Branntweinflaschen werden geschwind herunter sein! Ich werde dem Landrat Auftrag zur Exekution geben.“ Es ist dann doch gelungen, die Gefahr einer Verschandelung abzuwehren. Zunächst führte die Gemeinde die Reparatur auf eigene Gefahr und Verantwortung in ihrem Sinne durch, nachträglich gab die Regierung dann doch die Genehmigung dazu. Der Pfarrer ließ aus eigenen Mitteln auch gleich die Turmuhr herstellen, was aber dann „die Gemeinde in froher Anerkennung vergütete.“
Am 30. Jänner 1836 wirft ein furchtbarer Sturm das ganze Kirchendach herab, das einige Jahre vorher nur notdürftig geflickt worden war. „Die zerwühlten Ziegeln wogten über das Dach herab gleich aufgewühlten Meeresfluten“, so berichtet Pfarrer Langer. Da es während des ganzen folgenden Monats fast ununterbrochen regnete, kam das Gewölbe und damit auch die Fresken in höchste Gefahr. Ein sofortiger Notschrei bei der Regierung hatte wiederum zunächst keine Wirkung, sodass sich der Pfarrer gezwungen sah, die Neueindeckung „auf einstweilige Rechnung“ selbst zu veranlassen. Erst im August folgte die Genehmigung der Regierung. Im Jahre 1840 musste das ganze Kircheninnere einer gründlichen Reinigung unterzogen werden, denn das Deckengemälde war infolge der Nässe von Moderflecken ganz bedeckt und unkenntlich geworden, die Altäre, Statuen und Bilder von Schimmel überzogen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der „Geheimen Leidens-Altar“, der dem Zerfall nahe war, wiederhergestellt.Wann der pompöse barocke Taufstein durch den unscheinbaren neuen ersetzt wurde, ist nicht festzustellen. (1)
Am St. Agnestage 1841 wurde eine neue Glocke aufgehängt als Ersatz für die große St. Martinsglocke, die schon seit Jahren gesprungen und unbrauchbar war. Die Regierung hatte ihren Austausch gegen eine annähernd gleich große angeboten, die in der evangelischen Kirche zu Canth hing, aber für den dortigen Glockenstuhl zu schwer war. Um die Behörden nicht zu verstimmen, nahm man das Angebot an und lieferte die eigene Glocke in einer Breslauer Gießerei ab. Die Hoffnung auf weitere Beihilfen erfüllte sich jedoch nicht, der Fiskus sagte sich von jeder weiteren Verpflichtung zu Beiträgen für die innere Ausstattung, Orgel, Glocken usw. los. So ist denn auch während des ganzen 19. Jahrhunderts außer den notwendigsten Reparaturarbeiten nichts mehr für die Kirche geschehen. Im Jahre 1902 wurde die längst überfällige große Renovation des Kircheninneren durchgeführt. Zu einer gefährlichen Zeit! Die Barock-Kunst stand damals noch in offitiellem Verruf, und der zu Rate gezogenen Konservator für die Kunstdenkmäler Schlesiens war der Ansicht, dass die Malereien Hoeckers völlig wertlos seien. Tatsächlich wurde der Kreuzweg auf sein Gutachten hin, dass er „nicht den geringsten künstlerischen Wert an sich“ habe, durch einen neuen ersetzt, für ihn fanden sich großmütige Geldgeber, staatlicherseits entstanden also keine Unkosten. Der neue Kreuzweg ist durch den Frankensteiner Maler Schoske „nach dem Modell von Professor Fortner“ verfertigt worden. Die alten Stationsbilder wurden verschleudert, vier von ihnen sind glücklicherweise erhalten geblieben, sie hängen in der Sakristei zu Kamenz. – Bei jener Renovation, die in den Händen von Kunstmaler Loch und Bildhauer Bemstein aus Breslau lag, wurden auch die Altäre neu staffiert, zum Teil ebenfalls ziemlich unglücklich.
Noch im Jahre 1774 wurde die Kirche von Bischof Mauritius von Strachwitz konsekriert. Im folgenden Jahre wird durch den Frankensteiner Meister Peter Zeitzius die neue Orgel aufgestellt; 1776 folgen die Seitenaltäre und die Kanzel. Eine Inschrift im Innern der Kanzel nennt als Hersteller den Tischlermeister Josef Jung aus Baitzen: ein eindrucksvolles Zeugnis für die Leistungsfähigkeit des dörflichen Handwerks. Die Vermutung, dass auch der Figurenschmuck von ihm stamme, bestätigt sich indessen nicht. In der Kirche von Wartha befinden sich drei Altäre, die zweifellos von der gleichen Hand geschaffen sind wie die Baitzener. Für Wartha aber ist ein Bildhauer Ludwig bezeugt, der diese Altäre 1776 bis 1779 lieferte. Der stilkritische Vergleich beweist nun, dass dieser „Ludwig“ auch der Meister des Hochaltares zu Frankenstein aus dem Jahre 1759 ist. Sein Name ist Ludwig Jaschke aus Wartha. Ihm müssen also wohl auch die Figuren in Baitzen zugeschrieben werden. Er ist auch sonst im Kamenzer Stift vielfach tätig gewesen. So ist z. B. die schöne Ausstattung der Kirche von Gierichswalde sein Werk. – Als Staffierer war der Maler Rose aus Wartha tätig. Die Steinmetzarbeiten hat der Reichensteiner Meister Anton Müller geliefert. Im Jahre 1776 war das Gotteshaus samst seiner Ausstattung fertig. Nur die Orgel wurde 1784 teilweise umgebaut.
Im Jahre 1810 fiel auch Kamenz der Säkularisation zum Opfer, und damit wurde Baitzen aus einer jahrhundertealten innigen Lebensgemeinschaft herausgelöst. Gewiss, das Verhältnis war nicht immer ungetrübt gewesen, gerade um die Jahrhundertwende hatte es Reibungen gegeben wegen der Zehnten und Gefälle, die nach dem alten Recht dem Kloster zustanden. Dem Zuge der Zeit entsprechend hätte man sich gern vollständig von ihnen befreit, hatte sie sich auch, begünstigt durch eine nachsichtige, schier göttlich langmütige Stiftsverwaltung, tatsächlich schon längst wesentlich erleichtert. Anderwärts, auch in Schlesien, kam es damals zu Gewalttaten und offenen Revolten, gegen die Militär eingesetzt werden musste, - so weit war der Wellenschlag der französischen Revolution spürbar, im Kamenzer Klosterlande ließ man es nur auf einen Prozess ankommen, der natürlich verloren wurde, dann kehrte der Friede wieder zurück. Die Säkularisation brachte keineswegs den Fortfall der Lasten, sondern an Stelle der geistlichen eben nur eine weltliche Herrschaft. Die Bevölkerung stand dem staatlichen Vorgehen mit innerster Ablehnung gegenüber. Als dem Scholzen Günther von Baitzen die sogenannte Baitzener Harthe aus dem bisherigen Besitz des Klosters für einen Spottpreis zum Kauf angeboten wurde, schlug dieser das Anerbieten aus, denn, wie der Chronist sagt, „der öffentliche Kredit war durch jene Gewalttat allgemein unterm Volke erschüttert, Misstrauen an die Stelle getreten, weil man keine Garantie dafür zu haben meinte, dass der Fiskus nicht einmal ebenso nach dem Privateigentum der Laien noch einmal sich gelüsten lassen könnte.“ Der herrliche, hochstämmige Wald, 800 Morgen groß und vom Kloster als Holzreserve für den Fall plötzlichen Bedarfs mit Fleiß geschont, wurde dann später doch leichthin verramscht. Schwer geschädigt war dadurch der Pfarrer und die Pfarrei. Ersterem stand es zu, seinen Holzbedarf jederzeit aus der Harthe zu decken. Dieses uralte Recht ist ihm von den staatlichen Behörden ohne jede Entschädigung vorenthalten worden. Ferner war es Brauch gewesen, dass bei Kirchen- und Schulneubauten das Bauholz aus der Harthe zur Verfügung gestellt wurde. Auch damit war es nun vorbei.
Mit den Klostergütern ging auch das Kirchenpatronat auf den Staat über. Es dauerte Jahrzehnte, bis er sich bereit fand, auch die damit verbundenen Lasten auf sich zu nehmen, sodass Kirche und Pfarrhaus schließlich in einem geradezu skandalösen Zustand des Verfalls gerieten. Dem ersten Pfarrer nach der Säkularisation musste es besonders schwer fallen, mit den staatlichen Stellen in ein zuträgliches Verhältnis zu kommen. Es war dies P. Petrus Günther, eines der hervorragendsten Mitglieder des Kamenzer Stiftes. Seine Matrikel im Totenbuch – er war bis zu seinem Tode im Jahre 1816 Pfarrer von Baitzen – trägt den Vermerk: „fuit vir doctus, eloquens, humanus, hospitales, olim electus Abbas in Camenz“ (er war ein gelehrter Mann, wohlberedt, menschenfreundlich, gastlich, ein erwählter Abt von Kamenz). Die Abtswahl dieses geistig bedeutenden Mannes war vom Staat nicht anerkannt worden. Nun fiel dem von Natur lebensheiteren Greis die Aufgabe zu, den Baitzenern über die Bitterkeit und die zersetzenden Wirkungen des Unrechts hinwegzuhelfen, das dem katholischen Volksteile durch die Zerschlagung seiner glänzendsten Kulturschöpfungen und die Beraubung seiner ehrwürdigsten Heiligtümer zugefügt worden war. Die vaterländische Leistung der Kirche, in zahllosen Fällen gerade von den unmittelbar betroffenen Klostergeistlichen vollbracht, die darin besteht, das katholische Volk zur friedlichen Hinnahme dieses ihm vom Staate selbst angetanen schweren Unrechts vermocht zu haben, - in Frankreich brach über dieser Frage ein blutiger Bürgerkrieg aus! – diese Leistung ist nicht hoch genug anzuschlagen und noch kaum jemals nach Gebühr gewürdigt worden. – Pfarrer Petrus Günther muss auch ein künstlerisch lebhaft interessierter Mann gewesen sein, denn aus der Versteigerungsmasse des aufgehobenen Stiftes erstand er 24 Gemälde, darunter 7 Portraits. Leider hat sich diese stattliche Sammlung nicht erhalten. Zumal wegen der Bildnisse wäre sie auch geschichtlich bedeutsam gewesen.
Nachfolger Günthers war noch einmal ein früherer Stiftsgeistlicher, P. Dionys Kaufmann, ein Nachkomme des Erbauers der Kirche. Bei seinem Tode im Jahre 1830 war der Zustand der Kirche derartig, dass sich der Nachfolger am liebsten geweigert hätte, das Erbe zu übernehmen. Nach dem Bericht Pfarrer Langers glich der Kirchtum „einem vom Krebs zerfressenen Gesicht oder Nase, mit seit vier Jahren... an mehreren Stellen entblößter Glockenstubendecke.“ Das Pfarrhaus gar spottete jeder Beschreibung. „Die noch halb in den Fenstern gebliebenen achteckigen undurchsichtigen Scheiblein klirrten grausig. Durchlöcherte Türen. Starke Winde wehten das Licht in der zweiten Stube noch aus. Kurz, wohin der bange Blick des Schauenden sich wendete, überall traten ihm die Schrecken beispielloser Verwahrlosung entgegen als laute Zeugnisse und Nachwehen der unseligen und zerstörenden Säkularisation.“ Der tatkräftige neue Pfarrer machte sofort die Rechte der Kirche gegenüber der Patronatsbehhörde gegenüber mit aller Energie geltend. Die Beitragspflicht wird schließlich anerkannt, und ein Oberregierungsbaurat erscheint zur Besichtigung der Schäden. Für den Turm weiß er sehr einfachen Rat: anstatt der zierlichen, durchbrochenen Barockbekrönung gedenkt er eine „hölzerne Juden- oder Pojatzer Kappe“ aufzusetzen, die der auf 90 Thaler veranschlagt. Die Gemeinde weigert sich, den alten Turm abzureißen, doch der Baurat meint ungerührt: „Die beiden Branntweinflaschen werden geschwind herunter sein! Ich werde dem Landrat Auftrag zur Exekution geben.“ Es ist dann doch gelungen, die Gefahr einer Verschandelung abzuwehren. Zunächst führte die Gemeinde die Reparatur auf eigene Gefahr und Verantwortung in ihrem Sinne durch, nachträglich gab die Regierung dann doch die Genehmigung dazu. Der Pfarrer ließ aus eigenen Mitteln auch gleich die Turmuhr herstellen, was aber dann „die Gemeinde in froher Anerkennung vergütete.“
Am 30. Jänner 1836 wirft ein furchtbarer Sturm das ganze Kirchendach herab, das einige Jahre vorher nur notdürftig geflickt worden war. „Die zerwühlten Ziegeln wogten über das Dach herab gleich aufgewühlten Meeresfluten“, so berichtet Pfarrer Langer. Da es während des ganzen folgenden Monats fast ununterbrochen regnete, kam das Gewölbe und damit auch die Fresken in höchste Gefahr. Ein sofortiger Notschrei bei der Regierung hatte wiederum zunächst keine Wirkung, sodass sich der Pfarrer gezwungen sah, die Neueindeckung „auf einstweilige Rechnung“ selbst zu veranlassen. Erst im August folgte die Genehmigung der Regierung. Im Jahre 1840 musste das ganze Kircheninnere einer gründlichen Reinigung unterzogen werden, denn das Deckengemälde war infolge der Nässe von Moderflecken ganz bedeckt und unkenntlich geworden, die Altäre, Statuen und Bilder von Schimmel überzogen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der „Geheimen Leidens-Altar“, der dem Zerfall nahe war, wiederhergestellt.Wann der pompöse barocke Taufstein durch den unscheinbaren neuen ersetzt wurde, ist nicht festzustellen. (1)
Am St. Agnestage 1841 wurde eine neue Glocke aufgehängt als Ersatz für die große St. Martinsglocke, die schon seit Jahren gesprungen und unbrauchbar war. Die Regierung hatte ihren Austausch gegen eine annähernd gleich große angeboten, die in der evangelischen Kirche zu Canth hing, aber für den dortigen Glockenstuhl zu schwer war. Um die Behörden nicht zu verstimmen, nahm man das Angebot an und lieferte die eigene Glocke in einer Breslauer Gießerei ab. Die Hoffnung auf weitere Beihilfen erfüllte sich jedoch nicht, der Fiskus sagte sich von jeder weiteren Verpflichtung zu Beiträgen für die innere Ausstattung, Orgel, Glocken usw. los. So ist denn auch während des ganzen 19. Jahrhunderts außer den notwendigsten Reparaturarbeiten nichts mehr für die Kirche geschehen. Im Jahre 1902 wurde die längst überfällige große Renovation des Kircheninneren durchgeführt. Zu einer gefährlichen Zeit! Die Barock-Kunst stand damals noch in offitiellem Verruf, und der zu Rate gezogenen Konservator für die Kunstdenkmäler Schlesiens war der Ansicht, dass die Malereien Hoeckers völlig wertlos seien. Tatsächlich wurde der Kreuzweg auf sein Gutachten hin, dass er „nicht den geringsten künstlerischen Wert an sich“ habe, durch einen neuen ersetzt, für ihn fanden sich großmütige Geldgeber, staatlicherseits entstanden also keine Unkosten. Der neue Kreuzweg ist durch den Frankensteiner Maler Schoske „nach dem Modell von Professor Fortner“ verfertigt worden. Die alten Stationsbilder wurden verschleudert, vier von ihnen sind glücklicherweise erhalten geblieben, sie hängen in der Sakristei zu Kamenz. – Bei jener Renovation, die in den Händen von Kunstmaler Loch und Bildhauer Bemstein aus Breslau lag, wurden auch die Altäre neu staffiert, zum Teil ebenfalls ziemlich unglücklich.
Schwere
Schäden des Außenbaues wurde nach dem
Weltkriege durch die umsichtige Sorge des
jetzigen Pfarrherrn Franz Schütte behoben. Unter
großzügiger und weitschauender Beihilfe der
Patronatsbehörden konnten Dachstuhl und
Turmhaube auf’s gediegenste erneutert
werden. So wäre jetzt noch eine neuerliche
Reinigung der Wände und Deckenbilder, eine
teilweise Umstaffierung der Altäre, sowie eine
leise Korrektur in der Aufstellung einiger
geringwertiger neuerer Ausstattungsstücke
nötig, um die Kirche wieder zu einem
fleckenlosen Juwel unter den schlesischen
Dorfkirchen zu machen.
Anmerkung:
1) Der alte Taufstein steht noch auf dem Pfarrhausboden (1938). Er ist deshalb von Interesse, weil er noch die ursprüngliche Staffierung aufweist, von der sich also ein Schluss ziehen lässt auf die farbige Haltung auch der übrigen Kirchenausstattung.
1) Der alte Taufstein steht noch auf dem Pfarrhausboden (1938). Er ist deshalb von Interesse, weil er noch die ursprüngliche Staffierung aufweist, von der sich also ein Schluss ziehen lässt auf die farbige Haltung auch der übrigen Kirchenausstattung.
Baubeschreibung
Die Lage der Kirche ist herrlich. Wie früher die Burg, so beherrscht jetzt die Kirche nicht nur das Dorf, sondern den ganzen weiten Umkreis. Eine uralte Rauhsteinmauer schützt und stützt den umgebenden Kirchhof. Sehr reizvoll ist das malerische Eingangstor desselben mit einer steinernen Kreuzigungsgruppe auf der einen und dem Standbild des hl. Johannes von Neopmuk auf der anderen Seite: etwas seitwärts, im Grünen fast verborgen, eine Ölberggruppe.
Die Kirche selbst ist in ihrem Außenbau ein klar geschnittenes Oktagon (Achteck) mit zierlich davorgesetztem Turm, der allerdings nur durch die Abwalmung des Daches sich zu selbstständiger Geltung herauslöst. Dei Mauerflächen ders Raumkörpers sind nur im Verputz großzügig gegliedert, der Turm hingegen durch Pilaster, abgerundete Ecken und eingeschwungene Seitenflächen lebendig modelliert. Durch die schlanke Zierlichkeit der barocken Spitze wird der eigenartige Temperamentsunterschied zwischen Turm und Langhaus noch besonders eindrucksvoll unterstrichen. Eine Seitenvorhalle mit hübschem Kuppeldach, und im Turm ein Sandsteinportal von einfach gediegener Form führen ins Innere.
Die Lage der Kirche ist herrlich. Wie früher die Burg, so beherrscht jetzt die Kirche nicht nur das Dorf, sondern den ganzen weiten Umkreis. Eine uralte Rauhsteinmauer schützt und stützt den umgebenden Kirchhof. Sehr reizvoll ist das malerische Eingangstor desselben mit einer steinernen Kreuzigungsgruppe auf der einen und dem Standbild des hl. Johannes von Neopmuk auf der anderen Seite: etwas seitwärts, im Grünen fast verborgen, eine Ölberggruppe.
Die Kirche selbst ist in ihrem Außenbau ein klar geschnittenes Oktagon (Achteck) mit zierlich davorgesetztem Turm, der allerdings nur durch die Abwalmung des Daches sich zu selbstständiger Geltung herauslöst. Dei Mauerflächen ders Raumkörpers sind nur im Verputz großzügig gegliedert, der Turm hingegen durch Pilaster, abgerundete Ecken und eingeschwungene Seitenflächen lebendig modelliert. Durch die schlanke Zierlichkeit der barocken Spitze wird der eigenartige Temperamentsunterschied zwischen Turm und Langhaus noch besonders eindrucksvoll unterstrichen. Eine Seitenvorhalle mit hübschem Kuppeldach, und im Turm ein Sandsteinportal von einfach gediegener Form führen ins Innere.
Der
wohlbemessene, längsovale Raum empfängt einen
gewissen herben Ton durch diese etwas urwüchsige
Art, wie in die Seitenwände riesige Nischen
eingeschnitten, oder, wenn man lieber will,
gewaltige Widerlager kantig aus der Wand
hervorgetrieben sind, wodurch die Raumbegrenzung
schroff und eigenwillig bewegt erscheint. Das ist
die ganz persönliche Sonderhaltung des
Baumeisters Kauffmann, durch die er sich deutlich
von der viel geschmeidigeren, fantasievolleren
Art seines Vorbildes Kilian Dientzenhofer abhebt.
Die Architekturglieder (Doppelpilaster,
Gewölbegurte) sind einfach und streng geformt.
Die Muschel der Chorwölbung ist, ebenso wie der
rückwärtige Gewölbeanschluss über der
Orgelempore, durch kräftige Gurte in drei Felder
geteilt. In der Rückschau fesselt vor allem die
kraftvolle Entfaltung des Einganges vom Turme
her, der sich in mächtiger Dehnung zum Raum
erweitert.
Deckenfresco über dem
Altarraum
Der Hauptschmuck sind die noch aus der Bauzeit stammenden Deckengemälde. Freilich hat die Frische und Leuchtkraft der Farben gelitten durch die offenbar sehr schwierige Reinigung vor hundert Jahren. Die Inschriften an den Langschiffgewölben sind bis auf geringe Reste ganz verschwunden, woraus ein Schluss auf die Schädigung der Bilder selbst gezogen werden kann. Der Inhalt der Bilder stellt eine Theologie der Gnade dar: über dem Hochaltar die drei göttlichen Tugenden als Wirkungen der Gnade in der Menschenseele; über dem Volkshause die sieben Sakramente, die Gnadenmittel, durch die der göttliche Lebensstrom am gläubigen Menschen zugeleitet wird; über der Orgel das hl. Kreuz, an dem uns die Gnade Gottes verdient wurde. Die göttlichen Tugenden – Fides, Spes, Caritas – thronen als himmlisch erhabene Jungfrauengestalten hoheitsvoll inmitten einer idealen Landschaft. Fides, im mittleren Feld, ist umgeben von den Hauptgegenständen und großen Geheimnissen des Glaubens, über ihr schwebt hoch oben im Zenith, im unzugänglichen Lichte, das Symbol der Dreifaltigkeit, das von einem weit geöffneten Auge und drei flammenden Feuergarben erfüllte heilige Dreieck; in sieben Feuerzungen senkt sich das Licht der Offenbarung nieder und sammelt sich über dem Haupte der Jungfrau zu einer einzigen mächtig lodernden Flamme. In der rechten Hand hält der Glaube das Sanctissimum, so die Verbindung mit dem Altar darunter herstellend; in der Linken das Buch der göttlichen Offenbarung, die Bibel; daneben hebt ein Engel das Kreuz empor, dahinter lehnen am Gemäuer des Tempels des Altens Bundes die zwei Tafeln der zehn Gebote, auf der anderen Seite, auf Bergeshöhe, das Opfer Abrahams, jene schwerste Prüfung und herrlichste Belohnung des Glaubens. Darunter der Spruch: Der Glaub ohne Werck ist Todt. Jac. 3,20.
Die Liebe trägt ein Kind zärtlich am Busen und gleicht so fast einem Madonnenbilde. Ihr zu Füßen steht ein Englein und trägt auf goldener Patene ein rotglühendes Herz, ein zweites Engelkind spielt am Boden mit einer Rose. Im Hintergrunde, nicht ganz klar im Sinnbezug, die Darstellung Jesu im Tempel. Das begleitende Schriftwort lautet: All Euer Ding geschehe in der Liebe. 1 Kor. 14.
Die Hoffnung trägt einen mächtigen Anker in der Hand, das Englein zur Seite ein Steuerruder. Im Hintergrunde steht Moses auf dem Berge Nebo und breitet sehnsüchtig die Arme aus nach dem versprochenen Lande, das zu Füßen liegt, und auf das der Herr mit großer Gebärde hinweist. Unter den Türmen, die aus dem Nebel der Ferne hervortauchen, soll sich auch der Mittelturm der Gnadenkirche zu Mariazell befinden, wohin in alter Zeit die Baitzener zu wallfahren liebten. Links im Vordergrunde zeigt ein geöffnetes Felsentor Christus in der Vorhölle, die Hoffnung der Väter erfüllend. Der Beispruch ist aus Ps. 61, 28: Meine Hoffnung ist Gott.
Der Hauptschmuck sind die noch aus der Bauzeit stammenden Deckengemälde. Freilich hat die Frische und Leuchtkraft der Farben gelitten durch die offenbar sehr schwierige Reinigung vor hundert Jahren. Die Inschriften an den Langschiffgewölben sind bis auf geringe Reste ganz verschwunden, woraus ein Schluss auf die Schädigung der Bilder selbst gezogen werden kann. Der Inhalt der Bilder stellt eine Theologie der Gnade dar: über dem Hochaltar die drei göttlichen Tugenden als Wirkungen der Gnade in der Menschenseele; über dem Volkshause die sieben Sakramente, die Gnadenmittel, durch die der göttliche Lebensstrom am gläubigen Menschen zugeleitet wird; über der Orgel das hl. Kreuz, an dem uns die Gnade Gottes verdient wurde. Die göttlichen Tugenden – Fides, Spes, Caritas – thronen als himmlisch erhabene Jungfrauengestalten hoheitsvoll inmitten einer idealen Landschaft. Fides, im mittleren Feld, ist umgeben von den Hauptgegenständen und großen Geheimnissen des Glaubens, über ihr schwebt hoch oben im Zenith, im unzugänglichen Lichte, das Symbol der Dreifaltigkeit, das von einem weit geöffneten Auge und drei flammenden Feuergarben erfüllte heilige Dreieck; in sieben Feuerzungen senkt sich das Licht der Offenbarung nieder und sammelt sich über dem Haupte der Jungfrau zu einer einzigen mächtig lodernden Flamme. In der rechten Hand hält der Glaube das Sanctissimum, so die Verbindung mit dem Altar darunter herstellend; in der Linken das Buch der göttlichen Offenbarung, die Bibel; daneben hebt ein Engel das Kreuz empor, dahinter lehnen am Gemäuer des Tempels des Altens Bundes die zwei Tafeln der zehn Gebote, auf der anderen Seite, auf Bergeshöhe, das Opfer Abrahams, jene schwerste Prüfung und herrlichste Belohnung des Glaubens. Darunter der Spruch: Der Glaub ohne Werck ist Todt. Jac. 3,20.
Die Liebe trägt ein Kind zärtlich am Busen und gleicht so fast einem Madonnenbilde. Ihr zu Füßen steht ein Englein und trägt auf goldener Patene ein rotglühendes Herz, ein zweites Engelkind spielt am Boden mit einer Rose. Im Hintergrunde, nicht ganz klar im Sinnbezug, die Darstellung Jesu im Tempel. Das begleitende Schriftwort lautet: All Euer Ding geschehe in der Liebe. 1 Kor. 14.
Die Hoffnung trägt einen mächtigen Anker in der Hand, das Englein zur Seite ein Steuerruder. Im Hintergrunde steht Moses auf dem Berge Nebo und breitet sehnsüchtig die Arme aus nach dem versprochenen Lande, das zu Füßen liegt, und auf das der Herr mit großer Gebärde hinweist. Unter den Türmen, die aus dem Nebel der Ferne hervortauchen, soll sich auch der Mittelturm der Gnadenkirche zu Mariazell befinden, wohin in alter Zeit die Baitzener zu wallfahren liebten. Links im Vordergrunde zeigt ein geöffnetes Felsentor Christus in der Vorhölle, die Hoffnung der Väter erfüllend. Der Beispruch ist aus Ps. 61, 28: Meine Hoffnung ist Gott.
Die
Darstellung der hl. Sakramente,
im echten, farbenfrohen Zeitkostüm des Rokoko,
bieten in ihrer Gesamtheit eine reizende Schau
des kirchlichen Volkslebens jener Zeit. Der
geistliche Sinn der hl. Handlung ist jeweils
durch ein symbolhaftes Begleitbild angedeutet:
Bei der Taufe der Hirsch, der nach der
Wasserquelle springt, bei der hl. Kommunion der
Pelikan, der seine Jungen mit dem eigenen Blute
nährt; bei der Firmung ein Sternbild, in dem
fünf kleinere Sterne einen großen umringen,
während ein siebenter als heller Kern mit im
großen sitzt – vielleicht eine Darstellung
der sieben Gaben des Hl. Geistes; bei der Beichte
ein Hammer, der eine Nuss zerschlägt, dabei die
Umschrift (die einzige, die noch leserlich ist):
Unter der Schale Sueße; bei der hl. Ölung eine
Harfe, die von himmlischen Händen gespielt wird;
bei der Priesterweihe ein Schlüssel, aus dem
Himmel herabgereicht; bei der Ehe endlich ein
über dem Ehering gezücktes Schwert – Nur
Gott vermag den Ehebund zu trennen.
Darstellung der Kommunion (Deckenfresco)
Die Dorfüberlieferung will auf dem Bilde der Kommunionspendung einen hübschen Scherz des Malers verewigt wissen: Knecht und Magd des Scholzen, dessen Hof gleich neben der Kirche lag, hätten sich immer wieder unnütz gemacht durch müßiges Zuschauen und kritisches Mäkeln; da hätte eines Tages, als sie wieder die Köpfe durchs Gerüst steckten, ihr eigenes Konterfei sie spöttisch angeblickt – in den beiden hinter einem Kirchenpfeiler hervorluchsenden Gestalten soll der Maler sie festgehalten haben. Dass tatsächlich manche Zeitgenossen auf den Deckengemälden verewigt erscheinen, ist höchstwahrscheinlich. Besonders die figurenreichen Bilder der Kreuzverehrung zeigen sehr deutlich zwei ganz verschiedene Typen: Idealköpfe, wie sie der malerischen Fantasie des Zeitgeschmacks entsprechen, und scharf individualisierte Gesichter von offenbarer Portraitähnlichkeit. Doch lässt sich leider nicht einmal das Bild des genannten Freimüllers Joh. Friedr. Nitschke feststellen, der doch als Stifter sicherlich dargestellt ist.
Darstellung der Kommunion (Deckenfresco)
Die Dorfüberlieferung will auf dem Bilde der Kommunionspendung einen hübschen Scherz des Malers verewigt wissen: Knecht und Magd des Scholzen, dessen Hof gleich neben der Kirche lag, hätten sich immer wieder unnütz gemacht durch müßiges Zuschauen und kritisches Mäkeln; da hätte eines Tages, als sie wieder die Köpfe durchs Gerüst steckten, ihr eigenes Konterfei sie spöttisch angeblickt – in den beiden hinter einem Kirchenpfeiler hervorluchsenden Gestalten soll der Maler sie festgehalten haben. Dass tatsächlich manche Zeitgenossen auf den Deckengemälden verewigt erscheinen, ist höchstwahrscheinlich. Besonders die figurenreichen Bilder der Kreuzverehrung zeigen sehr deutlich zwei ganz verschiedene Typen: Idealköpfe, wie sie der malerischen Fantasie des Zeitgeschmacks entsprechen, und scharf individualisierte Gesichter von offenbarer Portraitähnlichkeit. Doch lässt sich leider nicht einmal das Bild des genannten Freimüllers Joh. Friedr. Nitschke feststellen, der doch als Stifter sicherlich dargestellt ist.
Die
Überleitung zu den Kreuzdarstellungen
bildet das Medaillon im Scheitel des hinteren
Gurtbogens: über der von Schlangen umzüngelten
Erdkugel, in der die Bilder Adams und Evas
erscheinen, schwebt das Kreuz und, von einem
Engel getragen, das Monogramm Mariens – eine
originelle Darstellung des Protoevangeliums. Die
Kreuzbilder selbst beziehen sich auf die drei
Gelöbnistage von Baitzen: links Kreuzauffindung,
rechts Kreuzerhöhung, in der Mitte die Errettung
der hl. Margareta vor dem bösen Feind durch das
hl. Kreuz. Auf dem Bilde der Auffindung, das mit
dramatischer Lebendigkeit das Krankenwunder
schildert, sehen wir hinter dem Bischof zwei
sicher historische Prälatengestalten, die eine
mit einem Abtstab in der Hand, also offenbar der
derzeitige Prälat von Kamenz, Abt Raphael
Rösler, der andere der während des Baues
verstorbene Abundus Neumann. Auf dem
Kreuzerhöhungsbilde ist die Szene dargestellt,
wie der Bischof dem in kaiserlichem Prunk
einherschreitenden Herrscher ein härenes
Büßergewand entgegenreicht. Darunter findet
sich das Signum der Maler: Josephus Hoecker et
Johann Nepomuk Kümpffle. Invent: et pinx: 1774.
Unter dem Margaretenbilde erscheint das Wappen
des Erbmüllers Nitschke, ein Rad mit Winkelmaß
und Zirkel, und die Initialen J. F. N.
Das
dekorative Rahmenwerk der Bilder ist von feiner Zartheit
und Frische in den Blumenstücken, in den gemalten
Stuckaturimitationen schon etwas zerdehnt und formelhaft.
Der geistige Urheber und Stifter dieses großen Freskenwerkes, das heute noch, nach fast 200 Jahren, unvermindert religiöse Erhebung und Anregung spendet, hat seine Ruhestätte im Angesicht seiner Stiftung erhalten, wie es sich gebührt: mitten in der Kommunionbank, in der einzigen Gruft, die in der Kirche vorhanden ist, liegt Erbmüller Friedrich Nitschke begraben.
Der geistige Urheber und Stifter dieses großen Freskenwerkes, das heute noch, nach fast 200 Jahren, unvermindert religiöse Erhebung und Anregung spendet, hat seine Ruhestätte im Angesicht seiner Stiftung erhalten, wie es sich gebührt: mitten in der Kommunionbank, in der einzigen Gruft, die in der Kirche vorhanden ist, liegt Erbmüller Friedrich Nitschke begraben.
Die
Hauptausstattungsgegenstände, Altäre und
Kanzel, stammen, wie schon erwähnt, nur in der
Tischlerarbeit aus der Werkstatt des Baitzener
Meisters Joseph Jung, doch der Bildhauer Ludwig
Jaschke aus Wartha, der den Figurenschmuck
lieferte, ist noch augenscheinlicher von
bäuerlich dörflicher Art als er. Der
architektonische Aufbau ist eher luftig und
schwungvoll, die Figuren dagegen sind herb und
derb von Wuchs und Schnitt, kräftig und doch
bedächtig bewegt, ohne jähe, weit ausgreifende
Gesten, alles in allem solide Arbeiten von
ernster Gediegenheit. Dem früheren Werk in
Frankenstein gegenüber ist unbedingt ein
Fortschritt zu klarerer Haltung und flüssigerer
Bewegung festzustellen, ohne dass der
Grundcharakter einer gewissen Schwere aufgegeben
wäre. Ja, Gestalten wie die Madonna vom Altar
der hl. Familie, in der sich Kraft und edle
Freiheit in Haltung und Gebärde prachtvoll
mischen, oder die köstlichen leuchterttragenden
Engelkindern am Hochaltar voll inniger
Natürlichkeit des Ausdrucks sind ganz
meisterliche Leistungen.Das Hochaltarbild
von Hoecker ist ausgezeichnet gemalt, ebenso
wirkungsvoll in der Komposition wie fein
abgestimmt in der Farbe. Es zeigt eine
Totenerweckung durch den hl. Martinus, als
Nebenszene im Hintergrunde die Mantelteilung. Die
lebengroßen Statuen der Begleitheiligen stellen
die Apostel Andreas und Jakobus den Älteren und
die beiden Volksheiligen Nikolaus und Valentin
dar.
Die
Nebenaltäre vermeiden die sonst übliche
Verbindung eines gemalten Bildes mit plastischen
Begleitfiguren und geben auch die
Hauptdarstellung in der Mitte als Vollplastik.
Das ist an sich einheitlicher und folgerichtiger,
aber es erfordert auch, um zu echter Wirkung zu
gelangen, eine folgerichtige Staffierung nach
plastischen, nicht malerischen Gesichtspunkten.
Die Neustaffierung von 1902 hat das leider
teilweise völlig verkannt.
|
Der
rechte Seitenaltar ist der hl. Familie geweiht,
das Jesuskind steht auf der Weltkugel, in der
Hand das Kreuz, mit dem Fuß das Haupt der
Schlange zertretend. Daneben Maria und Josef,
besonders Maria von edlem barockem Pathos
getragen. Oben die Monogramme der heiligen
Personen. – Links der Alter mit der
Verklärung Christi. Die Begleitfiguren sind St.
Bernhard, der große Zisterzienserheilige, und
St. Hedwig, die Landespatronin, der die
Zisterzienser in Schlesien so viel verdanken. In
der Altarbekrönung der hebräische Namenszug
Gottes. Die Staffierung des Altares kommt der
ursprünglichen noch am nächsten.Unter
der Orgelempore, in einer kleinen, fensterlosen
Kapellennische, die nach der Absicht des Erbauers
nur doch geheimnisvolles Ampellicht erleuchtet
werden soll, steht ein Altar vom „Geheimen
Leiden“, ganz ähnlich dem in der
Wallfahrtskirche von Wartha. Seine
Wiederherstellung im Geiste seines Schöpfers ist
erfreulicherweise schon in die Wege geleitet.
|
Die Kanzel trägt die herkömmlichen Figuren der Evangelisten, humorvoll begleitet von den tintenfasstragenden Symboltieren, ein Motiv übrigens, das auch an mehreren Kanzeln der Umgebung wiederkehrt.
An den
Wänden ringsum in den Fensternischen die Figuren
der großen abendländischen Kirchenlehrern
Augustinus, Hieronymus, Gregorius und Ambrosius.
Über dem Seiteneingang eine schöne Darstellung
der Mutter Anna; das herzige Marienkind auf ihrem
Arm ist durch das allerliebste
„Nestchen“ auf dem Scheitel von der
Verwechslung mit dem Jesuskinde geschützt. Alle
diese Statuen sind von der gleichen Hand wie die
Altar- und Kanzelfiguren.Auf der
Empore mit der schön geschwungenen Brüstung
weist die Orgel
von Zeitzius ihren höchst eleganten Prospekt in
zierlichsten Rokokoformen.
Der Kreuzweg aus dem Jahre 1903 ist würdig, aber eine blasse Kopie nach einem schon ziemlich unpersönlichen Werk. |
Gesamtwürdigung
Unter den
schlesischen Dorfkirchen besitzt die Baitzener
ihren besonderen Rang. Ihr Wert liegt nicht nur
in der künstlerischen Bedeutung, sondern vor
allem darin, dass sie wesentlich ein Werk
dörflicher Heimatkunst ist: sie ist von echtem
Bauernadel. Der Bau und die Ausstattung sind
nicht elegant im höfischen Sinne, wie sonst die
guten Werke jener reifen Spätzeit, sondern in
Wuchs und Haltung von bäuerlicher Kraft und
Gelassenheit, das figürliche Bildwerk manchmal
gar etwas sonntäglich steif immer aber voll
ernster Würde und echter Religiosität. Der
malerische Schmuck ist verschiedenwertig. Sehr
gut ist das Altarbild. Auch der alte Kreuzweg war
ausgezeichnet, um viele Grade besser als das
meiste, was sonst hier in Landkirchen zu finden
ist. Und man muss sich vorstellen, wie
entscheidend die vierzehn sehr großen,
farbstarken Bilder die Raumstimmung beeinflusst
haben! Die Deckenbilder tragen im ganzen den
Anschein einer raschen Arbeit, viel sicherer im
Figürlichen als im architektonischen Beiwerk. In
der ursprünglichen Farbenfrische aber, die
hoffentlich noch einmal neu erstehen wird,
müssen sie den Raum prachtvoll geschmückt haben
und sind noch heute das, was der Kirche ihren
augenfälligsten Reiz verleiht.
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