Vereinsleben
Nach der Beendigung des Krieges begann sich das Leben allmählich wieder zu normalisieren. Endlich waren die ärgsten Kriegsnöte überwunden, und die Interessen der Menschen wurden wieder vielseitiger.
In Baitzen bestand eine Feuerwehr. Brandmeister war traditionsgemäß der Schmiedemeister.
Im Kameradenverein, angeschlossen dem Deutschen Kyffhäuserbund, waren vornehmlich Kriegsteilnehmer vereinigt. Wie schon der Name sagt, wurde besonders die Kameradschaft gepflegt und auf dem Kleinkaliber-Schießstand, zwischen Ziegelei und Keil, hin und wieder auch mal geschossen.
Die unverheirateten Mädchen hatten ihre Jungfrauen-Kongregation.
Zwar keine feste Vereinigung, dafür aber voll gemütlicher Atmosphäre, war das winterliche Federnschleißen, zu dem sich die Hausmütter zusammenfanden. So ein Kreis bestand aus etwa 10 Frauen, die abwechselnd auf ihren Höfen „Gast- und Arbeitgeber“ waren. So wurde hier beim gemütlichen Plausch noch nützliche Arbeit verrichtet. Mancher Baitzner schläft vielleicht noch heute unter einer warmen Zudecke, die jener Zeit entstammt.
Einige Männer gehörten dem Deutschen Roten Kreuz, Sanitätshalbzug Kamenz, an.
Es gab den Kirchenchor und eine Musikkapelle unter Leitung von Josef Kusche, im Turnverein einen Spielmannszug.
In den ersten 1920er Jahren existierte sogar ein Theaterverein, der sich aber bald dem Turnverein anschloss. Dieser MTV Baitzen erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Die Aktivitäten, die in diesem Verein entwickelt wurden, waren schon erstaunlich. Das fing beim regelmäßigen Kinderturnen an. Die 6-14jährigen trafen sich in der kalten Jahreszeit im Saal der Gastwirtschaft Patelt und begannen stets mit gymnastischen Freiübungen, danach ging es an die Turngeräte. Anschließend waren die großen Turner an der Reihe. Gemessen an heutigen dörflichen Maßstäben, muss man feststellen, dass die Baitzner Turnerriege außergewöhnlich leistungsstark war.
Sobald es das Wetter zuließ, wurde der Sportbetrieb nach draußen verlegt. Der Baitzner Sportplatz lag ja hinter den Grundstücken von Kluge und Klinke, Richtung Tannicht, ca. 150 m unterhalb des Parks.
Neben Turnen gab es auch die Leichtathletik und den Faustball, aber gelegentlich auch Geländespiele. Einmal im Jahr wurde eine Wanderung durch das Neißewerder und den Pilzwald nach dem kleinen Dorf Pilz unternommen.
Sommerlicher Höhepunkt war das Stiftungsfest des MTV Baitzen, von der Jugend ganz besonders herbeigesehnt. An diesem Wochenende durften sie in einigen größeren Zelten, die auf dem Sportplatz aufgestellt waren, übernachten. Doppelposten bewachten das „Lager“. In der Nacht ab und an eine dunkle Gestalt. „Parole!“, so der Posten. „Turnvater Jahn“, die Antwort. Die Väter machten es halt wieder einmal spannend. Anderntags dann Sport und Spiele, Erbsensuppe für alle und am Nachmittag der große Festumzug.
Den zweiten Höhepunkt im Vereinsjahr stellt das große Wintervergnügen dar. Theatervorführungen kleiner und großer Darsteller, turnerische Vorführungen und ein gemütlicher Tanz führten alte und junge Baitzner zusammen.
Pferdeschlittenfahrten in die Umgegend, besonders nach Gallenau und dort ins Gasthaus Rösner, wurden fast in jedem Jahr einmal organisiert. Zum Turnverein Gallenau bestand ein besonders freundschaftliches Verhältnis.
Besonders vier Namen – Welzel, Zickwert, Wiesner, Wenzig – sind im Zusammenhang mit dem Turnverein zu nennen. Ihnen, aber auch anderen Helfern, ist es zu verdanken, dass Baitzen solch guten Verein besaß.
Nach der Beendigung des Krieges begann sich das Leben allmählich wieder zu normalisieren. Endlich waren die ärgsten Kriegsnöte überwunden, und die Interessen der Menschen wurden wieder vielseitiger.
In Baitzen bestand eine Feuerwehr. Brandmeister war traditionsgemäß der Schmiedemeister.
Im Kameradenverein, angeschlossen dem Deutschen Kyffhäuserbund, waren vornehmlich Kriegsteilnehmer vereinigt. Wie schon der Name sagt, wurde besonders die Kameradschaft gepflegt und auf dem Kleinkaliber-Schießstand, zwischen Ziegelei und Keil, hin und wieder auch mal geschossen.
Die unverheirateten Mädchen hatten ihre Jungfrauen-Kongregation.
Zwar keine feste Vereinigung, dafür aber voll gemütlicher Atmosphäre, war das winterliche Federnschleißen, zu dem sich die Hausmütter zusammenfanden. So ein Kreis bestand aus etwa 10 Frauen, die abwechselnd auf ihren Höfen „Gast- und Arbeitgeber“ waren. So wurde hier beim gemütlichen Plausch noch nützliche Arbeit verrichtet. Mancher Baitzner schläft vielleicht noch heute unter einer warmen Zudecke, die jener Zeit entstammt.
Einige Männer gehörten dem Deutschen Roten Kreuz, Sanitätshalbzug Kamenz, an.
Es gab den Kirchenchor und eine Musikkapelle unter Leitung von Josef Kusche, im Turnverein einen Spielmannszug.
In den ersten 1920er Jahren existierte sogar ein Theaterverein, der sich aber bald dem Turnverein anschloss. Dieser MTV Baitzen erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Die Aktivitäten, die in diesem Verein entwickelt wurden, waren schon erstaunlich. Das fing beim regelmäßigen Kinderturnen an. Die 6-14jährigen trafen sich in der kalten Jahreszeit im Saal der Gastwirtschaft Patelt und begannen stets mit gymnastischen Freiübungen, danach ging es an die Turngeräte. Anschließend waren die großen Turner an der Reihe. Gemessen an heutigen dörflichen Maßstäben, muss man feststellen, dass die Baitzner Turnerriege außergewöhnlich leistungsstark war.
Sobald es das Wetter zuließ, wurde der Sportbetrieb nach draußen verlegt. Der Baitzner Sportplatz lag ja hinter den Grundstücken von Kluge und Klinke, Richtung Tannicht, ca. 150 m unterhalb des Parks.
Neben Turnen gab es auch die Leichtathletik und den Faustball, aber gelegentlich auch Geländespiele. Einmal im Jahr wurde eine Wanderung durch das Neißewerder und den Pilzwald nach dem kleinen Dorf Pilz unternommen.
Sommerlicher Höhepunkt war das Stiftungsfest des MTV Baitzen, von der Jugend ganz besonders herbeigesehnt. An diesem Wochenende durften sie in einigen größeren Zelten, die auf dem Sportplatz aufgestellt waren, übernachten. Doppelposten bewachten das „Lager“. In der Nacht ab und an eine dunkle Gestalt. „Parole!“, so der Posten. „Turnvater Jahn“, die Antwort. Die Väter machten es halt wieder einmal spannend. Anderntags dann Sport und Spiele, Erbsensuppe für alle und am Nachmittag der große Festumzug.
Den zweiten Höhepunkt im Vereinsjahr stellt das große Wintervergnügen dar. Theatervorführungen kleiner und großer Darsteller, turnerische Vorführungen und ein gemütlicher Tanz führten alte und junge Baitzner zusammen.
Pferdeschlittenfahrten in die Umgegend, besonders nach Gallenau und dort ins Gasthaus Rösner, wurden fast in jedem Jahr einmal organisiert. Zum Turnverein Gallenau bestand ein besonders freundschaftliches Verhältnis.
Besonders vier Namen – Welzel, Zickwert, Wiesner, Wenzig – sind im Zusammenhang mit dem Turnverein zu nennen. Ihnen, aber auch anderen Helfern, ist es zu verdanken, dass Baitzen solch guten Verein besaß.
Wirtschaftskrise. Wartha-Wallfahrt
Ganz so rosig, wie es den Anschein haben mag, waren diese Zeiten nun aber doch nicht. Kaum war es etwas aufwärts gegangen, dann dieser Rückschlag: 1923 – Inflation, man rechnete in Milliarden, die wenigen Spargroschen – verloren!
Anschließend wieder langsame Erholung und – Arbeitslosigkeit! Auch viele Baitzner waren davon betroffen. Der Landwirtschaft ging es ebenfalls schlecht, die Agrarpreise waren kaum kostendeckend. Nach 1930 haben wir besonders schlechte Jahre. Das muss man wissen, um zu verstehen, dass sich einige, wenn auch wenige Baitzner für den Nationalsozialismus zu interessieren begannen. Tatsächlich wurde die wirtschaftliche Situation nach 1933 besser, wenngleich die Intoleranz zunahm, auch in Baitzen. Das waren aber nur einige wenige Fälle, die Mehrzahl der Bewohner waren besonnene Menschen, und ihr Einfluss war letztlich ausschlaggebend.
Das Dorfleben verlief trotz unterschiedlicher äußerer Einflüsse in geordneten, ruhigen Bahnen. Die Wartha-Wallfahrt hatte wie eh und je eine große Beteiligung. An diesem Mai-Sonntag gingen die Bewohner der Kamenzer Stiftsdörfer zu Fuß nach dem schönen Wartha zur Gnadenkirche. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst wurde die Marienkapelle auf dem 582 Meter hohen Warthaberge aufgesucht, ein weiteres Ziel war der Rosenkranzberg.
Eine Reise mit der Kleinbahn nach Reichenstein und den Besuch des St. Anna-Kirchleins an der Einsiedelei auf dem Kreuzberg unternahmen die Frauen und Mädchen unseres Dorfes im Juli.
Ganz so rosig, wie es den Anschein haben mag, waren diese Zeiten nun aber doch nicht. Kaum war es etwas aufwärts gegangen, dann dieser Rückschlag: 1923 – Inflation, man rechnete in Milliarden, die wenigen Spargroschen – verloren!
Anschließend wieder langsame Erholung und – Arbeitslosigkeit! Auch viele Baitzner waren davon betroffen. Der Landwirtschaft ging es ebenfalls schlecht, die Agrarpreise waren kaum kostendeckend. Nach 1930 haben wir besonders schlechte Jahre. Das muss man wissen, um zu verstehen, dass sich einige, wenn auch wenige Baitzner für den Nationalsozialismus zu interessieren begannen. Tatsächlich wurde die wirtschaftliche Situation nach 1933 besser, wenngleich die Intoleranz zunahm, auch in Baitzen. Das waren aber nur einige wenige Fälle, die Mehrzahl der Bewohner waren besonnene Menschen, und ihr Einfluss war letztlich ausschlaggebend.
Das Dorfleben verlief trotz unterschiedlicher äußerer Einflüsse in geordneten, ruhigen Bahnen. Die Wartha-Wallfahrt hatte wie eh und je eine große Beteiligung. An diesem Mai-Sonntag gingen die Bewohner der Kamenzer Stiftsdörfer zu Fuß nach dem schönen Wartha zur Gnadenkirche. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst wurde die Marienkapelle auf dem 582 Meter hohen Warthaberge aufgesucht, ein weiteres Ziel war der Rosenkranzberg.
Eine Reise mit der Kleinbahn nach Reichenstein und den Besuch des St. Anna-Kirchleins an der Einsiedelei auf dem Kreuzberg unternahmen die Frauen und Mädchen unseres Dorfes im Juli.
Die Baitzner Kirmes
Die Baitzner Kirmes, jeweils am ersten Septembersonntag, zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Die Erinnerung an die Gefühle der Kindheit lässt leicht übertreiben. Fest steht: Es waren stets wunderbare Stunden! Kleine Dinge wurden zu großen Erlebnissen, man konnte sich darüber freuen und daran begeistern.
Karussells, Schießbuden, Schaukeln, Los- und Würfelbuden reihten sich bald auf den Dorfplatz aneinander und am Sonnabendnachmittag setzte sich das Karussell erstmals in Bewegung.
Zu Hause wurde gebrutzelt und gebacken und – die Schüssel ausgeleckt! Am Sonntag, nach dem feierlichen Hochamt, kurze Visite auf dem Rummelplatz, zu Hause wartete Mutter schon mit dem Mittagessen. Kaum ein Haus, das an diesem Tage keine Gäste hatte. Manch einer hat eine weite Reise auf sich genommen, nur um an der Baitzner Kirmes teilnehmen zu können. Für die Kinder fielen dann stets ein paar „Biehma“ (10 Pfennig) ab, von den Eltern ebenfalls, und selbst hatte man sich sehr mühsam auch etwas erspart. Nach dem Kompott waren die Kinder schon nicht mehr zu halten. Das Geld musste unter die Leute – selbstverständlich in der Absicht, viel zu gewinnen und aller Kirmesfreuden teilhaftig zu werden. Der Nachmittagssegen in der Kirche schien besonders lange zu dauern – schien. An der Kaffeetafel fanden sich die Familie und ihre Gäste wieder vereint. Es gab echten „Schläßschen Sträselkuchn“, Mohnbabe und sonstige schöne Sachen. Haben wir gesackt! Die Kinder durften sich bis zum Abendbrot nochmals austoben. Am Abend spielte die Durfmusicke bei Patelt zum Tanz auf.
Einige Schilderungen auf den letzten Seiten haben wohl gezeigt: Die schlesische Gemütlichkeit kam nicht von ungefähr. Es gab sie, und wir sollten sie nach Kräften wieder pflegen!
Die Baitzner Kirmes, jeweils am ersten Septembersonntag, zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Die Erinnerung an die Gefühle der Kindheit lässt leicht übertreiben. Fest steht: Es waren stets wunderbare Stunden! Kleine Dinge wurden zu großen Erlebnissen, man konnte sich darüber freuen und daran begeistern.
Karussells, Schießbuden, Schaukeln, Los- und Würfelbuden reihten sich bald auf den Dorfplatz aneinander und am Sonnabendnachmittag setzte sich das Karussell erstmals in Bewegung.
Zu Hause wurde gebrutzelt und gebacken und – die Schüssel ausgeleckt! Am Sonntag, nach dem feierlichen Hochamt, kurze Visite auf dem Rummelplatz, zu Hause wartete Mutter schon mit dem Mittagessen. Kaum ein Haus, das an diesem Tage keine Gäste hatte. Manch einer hat eine weite Reise auf sich genommen, nur um an der Baitzner Kirmes teilnehmen zu können. Für die Kinder fielen dann stets ein paar „Biehma“ (10 Pfennig) ab, von den Eltern ebenfalls, und selbst hatte man sich sehr mühsam auch etwas erspart. Nach dem Kompott waren die Kinder schon nicht mehr zu halten. Das Geld musste unter die Leute – selbstverständlich in der Absicht, viel zu gewinnen und aller Kirmesfreuden teilhaftig zu werden. Der Nachmittagssegen in der Kirche schien besonders lange zu dauern – schien. An der Kaffeetafel fanden sich die Familie und ihre Gäste wieder vereint. Es gab echten „Schläßschen Sträselkuchn“, Mohnbabe und sonstige schöne Sachen. Haben wir gesackt! Die Kinder durften sich bis zum Abendbrot nochmals austoben. Am Abend spielte die Durfmusicke bei Patelt zum Tanz auf.
Einige Schilderungen auf den letzten Seiten haben wohl gezeigt: Die schlesische Gemütlichkeit kam nicht von ungefähr. Es gab sie, und wir sollten sie nach Kräften wieder pflegen!
Gedicht
Baitzen
Ein blauer Himmel über grünen Neißeauen,
die Lerche singt hoch in der Luft,
wenn wir nach unserm Dörflein schauen,
nur Sonnenschein und Blütenduft.
Es schmückt wie eine Krone
die Landschaft ringsumher
und es ist zweifelsohne
der Ort, an den ich hingehör.
Und auf des Berges Höhe,
da grüßt die Kirche weit ins Land,
oh Wanderer verstehe,
wenn mich das Heimweh übermannt.
Wenn ich an Baitzen denke,
wie schön es doch zu Hause war,
und in Gedanken meine Schritte lenke,
wird mir so manches noch gewahr.
Und solltet Ihr nach Baitzen kommen,
so grüßt das Dorf und auch das Land,
fast wäre Euer Glück vollkommen,
nur Euer Recht, das wird nicht anerkannt.
Baitzen
Ein blauer Himmel über grünen Neißeauen,
die Lerche singt hoch in der Luft,
wenn wir nach unserm Dörflein schauen,
nur Sonnenschein und Blütenduft.
Es schmückt wie eine Krone
die Landschaft ringsumher
und es ist zweifelsohne
der Ort, an den ich hingehör.
Und auf des Berges Höhe,
da grüßt die Kirche weit ins Land,
oh Wanderer verstehe,
wenn mich das Heimweh übermannt.
Wenn ich an Baitzen denke,
wie schön es doch zu Hause war,
und in Gedanken meine Schritte lenke,
wird mir so manches noch gewahr.
Und solltet Ihr nach Baitzen kommen,
so grüßt das Dorf und auch das Land,
fast wäre Euer Glück vollkommen,
nur Euer Recht, das wird nicht anerkannt.
Aus dem Sagenschatz unserer Heimat
Wer das Buch „Am Born der Heimat“ gelesen hat, dem werden auch die drei Sagen, die von Baitzen erzählen, nicht unbekannt sein. Wir drucken sie hier ab.
Die weiße Frau auf dem Hutberge
Im 14. Jahrhundert kam eine polnische Prinzessin Berendina auf einer Reise in die Nähe von Camenz. Mit einbrechender Nacht langte sie auf einem Hügel an, wo jetzt das Schloss steht. Sie verirrte sich und musste die Nacht auf dem Hügel zubringen. Am Morgen bemerkte sie, dass sie sich auf dem höchsten Punkte des Hügels (dem Hutberge) befinde, zu dessen Füßen sich eine herrliche Gegend ausbreitete. Darüber erfreut, sprach sie für sich: „Wahrlich, auf diesem Felsen würde ein Schloss gut stehen! Hier will ich eins erbauen lassen!“ – „Tue das nicht“, sprach plötzlich eine sanfte Stimme hinter ihr, „man würde sich darum streiten.“ Als sich Berendina umwandte, bemerkte sie eine weiße, geisterhafte Frauengestalt, die langsam verschwand. Als die Prinzessin später die Leute über die Erscheinung ausforschte, erfuhr sie, dass es die böhmische Jungfrau Herta gewesen sei, die von den Polen hierselbst erschlagen und von ihrem Bräutigam, dem Prinzel Borziwog, auf dem Berge begraben worden sei. – Als im 15. Jahrhundert ein Herzog von Münsterberg an derselben Stelle ein Schloss erbauen wollte, soll ihm die Geisterjungfrau zugerufen haben: „Tue es nicht, man würde sich darum streiten und viel Blutvergießen anrichten!“
Der Otterkönig auf der Höhe bei Baitzen
Ein Mädchen nahm einst ihren Weg von Baitzen über den dazwischen liegenden Berg nach Camenz. Auf der Höhe sah sie eine Otter im Sonnenschein liegen, mit einer goldglänzenden Krone auf dem Kopfe. In Erinnerung dessen, was man ihr gesagt hatte, breitete sie ein weißes Tuch auf die Erde. Der Otterkönig legte nunmehr seine Krone auf das Tuch des Mädchens, und sie raffte es eilig auf und suchte in vollem Laufe zu entkommen. Die Hast war in der Tat nötig; denn ein Pfiff des Otterkönig rief seine Untertanen von allen Seiten herbei, welche das Mädchen in schnellen Sprüngen verfolgten. Die kühne Räuberin entkam nur dadurch, dass die mit ihrer Beute durch das Wasser schritt. Im Kloster zu Camenz übergab sie die Krone als Geschenk für die Kirche. Das Kleinod soll von reinem Golde gewesen sein und die Bewunderung aller erregt haben, welche des Otterkönigs Hauptschmuck beschauen durften.
Der vergrabene Klosterschatz
Aus Furcht vor den Einfällen der Hussiten ließ der damalige Abt des Klosters Camenz, Christoph, eine Menge Kleinodien unter den Kreuzgängen des Klosters und in den Kellern des Eichvorwerkes vermauern. Nur der Abt und zwei Maurer, die Anton und Joseph Kaufmann aus Baitzen geheißen haben sollen, wussten den Ort. Man hat später die Kleinodien nicht mehr finden können, denn der Abt und die beiden Männer waren tot und hatten das Geheimnis mit ins Grab genommen.
Wer das Buch „Am Born der Heimat“ gelesen hat, dem werden auch die drei Sagen, die von Baitzen erzählen, nicht unbekannt sein. Wir drucken sie hier ab.
Die weiße Frau auf dem Hutberge
Im 14. Jahrhundert kam eine polnische Prinzessin Berendina auf einer Reise in die Nähe von Camenz. Mit einbrechender Nacht langte sie auf einem Hügel an, wo jetzt das Schloss steht. Sie verirrte sich und musste die Nacht auf dem Hügel zubringen. Am Morgen bemerkte sie, dass sie sich auf dem höchsten Punkte des Hügels (dem Hutberge) befinde, zu dessen Füßen sich eine herrliche Gegend ausbreitete. Darüber erfreut, sprach sie für sich: „Wahrlich, auf diesem Felsen würde ein Schloss gut stehen! Hier will ich eins erbauen lassen!“ – „Tue das nicht“, sprach plötzlich eine sanfte Stimme hinter ihr, „man würde sich darum streiten.“ Als sich Berendina umwandte, bemerkte sie eine weiße, geisterhafte Frauengestalt, die langsam verschwand. Als die Prinzessin später die Leute über die Erscheinung ausforschte, erfuhr sie, dass es die böhmische Jungfrau Herta gewesen sei, die von den Polen hierselbst erschlagen und von ihrem Bräutigam, dem Prinzel Borziwog, auf dem Berge begraben worden sei. – Als im 15. Jahrhundert ein Herzog von Münsterberg an derselben Stelle ein Schloss erbauen wollte, soll ihm die Geisterjungfrau zugerufen haben: „Tue es nicht, man würde sich darum streiten und viel Blutvergießen anrichten!“
Der Otterkönig auf der Höhe bei Baitzen
Ein Mädchen nahm einst ihren Weg von Baitzen über den dazwischen liegenden Berg nach Camenz. Auf der Höhe sah sie eine Otter im Sonnenschein liegen, mit einer goldglänzenden Krone auf dem Kopfe. In Erinnerung dessen, was man ihr gesagt hatte, breitete sie ein weißes Tuch auf die Erde. Der Otterkönig legte nunmehr seine Krone auf das Tuch des Mädchens, und sie raffte es eilig auf und suchte in vollem Laufe zu entkommen. Die Hast war in der Tat nötig; denn ein Pfiff des Otterkönig rief seine Untertanen von allen Seiten herbei, welche das Mädchen in schnellen Sprüngen verfolgten. Die kühne Räuberin entkam nur dadurch, dass die mit ihrer Beute durch das Wasser schritt. Im Kloster zu Camenz übergab sie die Krone als Geschenk für die Kirche. Das Kleinod soll von reinem Golde gewesen sein und die Bewunderung aller erregt haben, welche des Otterkönigs Hauptschmuck beschauen durften.
Der vergrabene Klosterschatz
Aus Furcht vor den Einfällen der Hussiten ließ der damalige Abt des Klosters Camenz, Christoph, eine Menge Kleinodien unter den Kreuzgängen des Klosters und in den Kellern des Eichvorwerkes vermauern. Nur der Abt und zwei Maurer, die Anton und Joseph Kaufmann aus Baitzen geheißen haben sollen, wussten den Ort. Man hat später die Kleinodien nicht mehr finden können, denn der Abt und die beiden Männer waren tot und hatten das Geheimnis mit ins Grab genommen.