Kindheit in Baitzen
Neiße und Mühlgraben hatten aber auch ihre guten Seiten. Im Sommer boten sie Badefreuden, besonders oberhalb der Neißebrücke, wo beide Gewässer nur durch eine schmale Wiese getrennt waren, im Raschken und am Pegelhaus. Dort wurde übrigens der tägliche Wasserstand geprüft und dem zuständigen Wasseramte mitgeteilt. Diese Aufgabe hatte die Familie Kuschel übernommen.
Im Winter, wenn beide Flüsse zugefroren waren, kam das Schlittschuhfahren an die Reihe. Auf dem Pateltteich, doch mehr noch auf dem Fuhrichteich im Niederdorf, wurde Eishockey gespielt, allerdings mit selbstfabrizierten Stöcken und mit Blechbüchsen. Die Winterfreude beschränkte sich nicht nur aufs Schlittschuhfahren – Ski und Rodelschlitten waren noch mehr gefragt. Baitzen bot ja viele Möglichkeiten: Kuschelberg, Haukebergel, Bleischwitzberg sowie in Klein-Baitzen Kahler- und Fellerbergel und außerdem den schönen Schromberg auf der anderen Neißeseite.
Neiße und Mühlgraben hatten aber auch ihre guten Seiten. Im Sommer boten sie Badefreuden, besonders oberhalb der Neißebrücke, wo beide Gewässer nur durch eine schmale Wiese getrennt waren, im Raschken und am Pegelhaus. Dort wurde übrigens der tägliche Wasserstand geprüft und dem zuständigen Wasseramte mitgeteilt. Diese Aufgabe hatte die Familie Kuschel übernommen.
Im Winter, wenn beide Flüsse zugefroren waren, kam das Schlittschuhfahren an die Reihe. Auf dem Pateltteich, doch mehr noch auf dem Fuhrichteich im Niederdorf, wurde Eishockey gespielt, allerdings mit selbstfabrizierten Stöcken und mit Blechbüchsen. Die Winterfreude beschränkte sich nicht nur aufs Schlittschuhfahren – Ski und Rodelschlitten waren noch mehr gefragt. Baitzen bot ja viele Möglichkeiten: Kuschelberg, Haukebergel, Bleischwitzberg sowie in Klein-Baitzen Kahler- und Fellerbergel und außerdem den schönen Schromberg auf der anderen Neißeseite.
Zu Zeiten des Herrn Pfarrer Schütte konnten die Schulkinder am St. Martins-Tag ihre Schulschnitten zu Hause lassen. Der Herr Pfarrer spendierte an diesem Tage jedem Kind zwei Martinihörnchen.
Am Ostersonntag nach dem Segen versammelten sich alle Kinder auf dem Pfarrhof zum Ostereiersuchen. War das eine Emsigkeit. Im Pfarrhaus befand sich auch eine reichhaltige Pfarrbibliothek, von den Kindern besonders eifrig aufgesucht. Abbildung rechts: Siegel der Pfarrei Baitzen |
Bau der Umgehungsstraße
Im Frühjahr 1939 wurde mit dem Bau einer Umgehungsstraße begonnen. Sie sollte in Klein-Baitzen, hinter Probst, von der bisherigen Straße abzweigen, in leichtem Einschnitt durch den Mühlacker und in tiefem Einschnitt durch den Bleischwitz-Berg führen. Über die Kleinbahnstrecke war der Bau einer Brücke vorgesehen. Der weitere Verlauf der Strecke sah einen Damm vor, der in Höhe des Pegelhäuschens an die Patschkauer Chaussee anschloss. Wochenlang schallten in der Mittagszeit die Sprengdetonationen über das Dorf. Der Fels durch den Bleischwitzberg musste gesprengt werden.
Die neue Trasse war fast fertig, da wurden die Arbeiten eingestellt. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.
Im Frühjahr 1939 wurde mit dem Bau einer Umgehungsstraße begonnen. Sie sollte in Klein-Baitzen, hinter Probst, von der bisherigen Straße abzweigen, in leichtem Einschnitt durch den Mühlacker und in tiefem Einschnitt durch den Bleischwitz-Berg führen. Über die Kleinbahnstrecke war der Bau einer Brücke vorgesehen. Der weitere Verlauf der Strecke sah einen Damm vor, der in Höhe des Pegelhäuschens an die Patschkauer Chaussee anschloss. Wochenlang schallten in der Mittagszeit die Sprengdetonationen über das Dorf. Der Fels durch den Bleischwitzberg musste gesprengt werden.
Die neue Trasse war fast fertig, da wurden die Arbeiten eingestellt. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.
Der Zweite Weltkrieg
„Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“, wem klangen nicht Hitlers Worte in den Ohren. Und seit „5.45 Uhr“ gab es Lebensmittelkarten und seit „5.45 Uhr“ wurden die Männer eingezogen und seit „5.45 Uhr“ gab es Siegesmeldungen – es war ja noch so lange Zeit bis um „12 Uhr“! Was konnte schon passieren, Polen war schnell besiegt, der Westen blieb ziemlich ruhig, aber der Krieg nahm dennoch seinen Fortgang. Am 22. Juni 1941 begann der Russlandfeldzug. Mit Unbehagen wurde die Nachricht aufgenommen. Bald häuften sich in den Zeitungen die Todesanzeigen gefallener Soldaten. Im Westen begann der Bombenkrieg gegen die deutschen Städte. Baitzen musste ausgebombte Familien aus Köln und Düsseldorf aufnehmen. Bekleidung und Lebensmittel wurden immer knapper, die Soldaten immer jünger und älter, die Fronturlauber immer seltener. Mancher Soldat musste 1½ Jahre auf seinen Heimaturlaub warten.
Dann setzte Stalingrad ein erstes, ernstes Zeichen. Ein weiteres Kriegsjahr ging ins Land. Baitzen hatte viele Gefallene zu beklagen.
Fast über Nacht setzte bei vielen Bewohnern das Bewusstsein ein, dass sie nun mit dem Krieg in direkte Berührung kommen könnten. Innerhalb weniger Wochen hatte sich Schlimmes ereignet. Die Russen waren in schnellem Vormarsch über die schlesische Landesgrenze gestoßen und hatten große Teile Schlesiens erobert, Breslau wurde eingeschlossen, große Flüchtlingstrecks bewegten sich in bitterkalten Februartagen auf den Landstraßen, erste Greueltaten wurden bekannt.
Es gelang den schwachen deutschen Kräften, eine neue Front aufzubauen, die in etwa entlang der Kreisgrenze verlief. Das Ärgste wurde dadurch von Baitzen abgewendet.
Die Front wurde bis zum Waffenstillstand am 8. Mai 1945 gehalten. Dann begann die Auflösung, Resttruppen setzte sich ab und die Russen rückten kampflos nach.
In den Morgenstunden des 8. Mai beschossen russische Panzer den Bahnhof Kamenz, während der letzte Zug auslief. Vom Bahnhof kommend, drang der russsische Stoßkeil gegen 11 Uhr in Kamenz ein.
Baitzen wurde erst gegen 13 Uhr von anderen Russen kampflos besetzt. Nur wenige Bewohner waren geflohen, sodass selbst die sowjetischen Offiziere und Soldaten überrascht waren, so viele Bewohner anzutreffen. Dieser ungewohnte Zustand muss sie beeindruckt haben, Ausschreitungen hielten sich wohl deshalb sehr in Grenzen.
Die Baitzner sind aber nicht wegen des großen Vertrauens zur Roten Armee im Dorf geblieben, sondern weil sie kaum eine andere Wahl hatten. Es lag doch auf der Hand: Wohin sie auch geflohen wären, die russischen Truppen hätten sie eingeholt. Also in Baitzen geblieben und über sich ergehen lassen, was nicht abzuwenden war.
„Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“, wem klangen nicht Hitlers Worte in den Ohren. Und seit „5.45 Uhr“ gab es Lebensmittelkarten und seit „5.45 Uhr“ wurden die Männer eingezogen und seit „5.45 Uhr“ gab es Siegesmeldungen – es war ja noch so lange Zeit bis um „12 Uhr“! Was konnte schon passieren, Polen war schnell besiegt, der Westen blieb ziemlich ruhig, aber der Krieg nahm dennoch seinen Fortgang. Am 22. Juni 1941 begann der Russlandfeldzug. Mit Unbehagen wurde die Nachricht aufgenommen. Bald häuften sich in den Zeitungen die Todesanzeigen gefallener Soldaten. Im Westen begann der Bombenkrieg gegen die deutschen Städte. Baitzen musste ausgebombte Familien aus Köln und Düsseldorf aufnehmen. Bekleidung und Lebensmittel wurden immer knapper, die Soldaten immer jünger und älter, die Fronturlauber immer seltener. Mancher Soldat musste 1½ Jahre auf seinen Heimaturlaub warten.
Dann setzte Stalingrad ein erstes, ernstes Zeichen. Ein weiteres Kriegsjahr ging ins Land. Baitzen hatte viele Gefallene zu beklagen.
Fast über Nacht setzte bei vielen Bewohnern das Bewusstsein ein, dass sie nun mit dem Krieg in direkte Berührung kommen könnten. Innerhalb weniger Wochen hatte sich Schlimmes ereignet. Die Russen waren in schnellem Vormarsch über die schlesische Landesgrenze gestoßen und hatten große Teile Schlesiens erobert, Breslau wurde eingeschlossen, große Flüchtlingstrecks bewegten sich in bitterkalten Februartagen auf den Landstraßen, erste Greueltaten wurden bekannt.
Es gelang den schwachen deutschen Kräften, eine neue Front aufzubauen, die in etwa entlang der Kreisgrenze verlief. Das Ärgste wurde dadurch von Baitzen abgewendet.
Die Front wurde bis zum Waffenstillstand am 8. Mai 1945 gehalten. Dann begann die Auflösung, Resttruppen setzte sich ab und die Russen rückten kampflos nach.
In den Morgenstunden des 8. Mai beschossen russische Panzer den Bahnhof Kamenz, während der letzte Zug auslief. Vom Bahnhof kommend, drang der russsische Stoßkeil gegen 11 Uhr in Kamenz ein.
Baitzen wurde erst gegen 13 Uhr von anderen Russen kampflos besetzt. Nur wenige Bewohner waren geflohen, sodass selbst die sowjetischen Offiziere und Soldaten überrascht waren, so viele Bewohner anzutreffen. Dieser ungewohnte Zustand muss sie beeindruckt haben, Ausschreitungen hielten sich wohl deshalb sehr in Grenzen.
Die Baitzner sind aber nicht wegen des großen Vertrauens zur Roten Armee im Dorf geblieben, sondern weil sie kaum eine andere Wahl hatten. Es lag doch auf der Hand: Wohin sie auch geflohen wären, die russischen Truppen hätten sie eingeholt. Also in Baitzen geblieben und über sich ergehen lassen, was nicht abzuwenden war.
Die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges